A Fall to Forgive

Autorin: Morgane Moncomble
ins Deutsche übersetzt von Ulrike Werner-Richter

Die junge Jura-Studentin Camelia wird in ihre unschöne Schulzeit zurückkatapultiert, als sie die Nachricht erhält, dass Rory Cavendish ermordet wurde. Der Rory, der nicht nur Camelias Mitschüler war, sondern auch Anführer jener Clique, die Camelia das Leben zur Hölle gemacht hatte. Obwohl sie am liebsten gar nicht mehr an diese schlimme Zeit denken möchte, kann Camelia sich nicht zurückhalten. Denn der Hauptverdächtige ist Lou McAllister, der beste Freund von Rory. Und gleichzeitig der Junge, zu dem Camelia sich früher hingezogen gefühlt hatte. Camelia beschließt, sich den Ermittlungen in dem Mordfall anzunehmen. Einerseits möchte sie sich an Lou für die ganzen Demütigungen und Mobbing-Aktionen rächen, andererseits kann sie aber nicht glauben, dass er Rory wirklich umgebracht haben soll. Bei dem Versuch, Lous Unschuld zu beweisen, kommen nicht nur bei Camelia die verschiedensten Gefühle wieder hoch, und es bedarf großer Anstrengung für Camelia, ihre Mauern aufrechtzuerhalten und sich vor Lou nicht nochmal verletzlich zu machen.

Die Kapitel sind abwechselnd aus Camelias und Lous Sicht geschrieben. Ich mag diese Erzählweise sehr, da sie den Lesenden Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt gleich beider Hauptfiguren gibt. Hinzu kommt, dass einige Kapitel mit einem Zeitsprung versehen sind: Neben der gegenwärtigen Handlung erfährt man in einzelnen Kapiteln immer mehr darüber, was in der Mordnacht geschehen ist. Während der gesamten Geschichte stoßen Camelia und Lou – und somit auch man selbst – immer wieder auf neue Puzzleteile. Das gestaltet die Lektüre interessant und spannend. Man zieht selbst den ein oder anderen Schluss, der sich im Laufe der Handlung mal als richtig und mal als falsch erweist, und die Neugierde darüber, was denn nun passiert ist und wer Rory getötet hat, steigt von Kapitel zu Kapitel. Mir hat besonders gefallen, dass die Autorin mich überrascht hat und die Geschichte Wendungen beinhaltet, mit denen ich nicht gerechnet habe.

Was mich nicht ganz so überzeugt hat, war die Chemie zwischen Camelia und Lou. Es war für mich überraschend, dass ich die Aufklärung des Mordfalles interessanter fand als die zwischenmenschliche Beziehung der beiden Hauptfiguren, da normalerweise jede Lovestory meine Aufmerksamkeit weckt. Den Vibe zwischen Camelia und Lou jedoch habe ich nicht so gefühlt. Ungefähr nach der Hälfte des Romans wurde es zwar besser, aber insgesamt konnte ich mich mehr für ihre Ermittlungen als für die Anziehung der beiden begeistern.
Der Roman hat noch einen weiteren Minuspunkt für mich: Man erfährt lange kaum etwas über die anderen Figuren. Camelia und Lou sind ganz klar die Hauptfiguren der Geschichte, jedoch hätte ich mir gewünscht, dass man auch über die anderen Personen aus der Clique (abseits von Rory) mehr erfährt. Das geschieht leider erst recht spät. Ich denke, die Dynamik wäre noch besser gewesen, wenn man die anderen Figuren und ihre Hintergrundgeschichten früher in die Story eingebunden hätte.

Nichtsdestotrotz ist „A Fall to Forgive“ ein Roman, den ich auf jeden Fall weiterempfehle, wenn man den Mix aus Lovestory & Spannung mag. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm, die verschiedenen Erzählperspektiven und Zeitsprünge bringen Abwechslung und die ein oder andere überraschende Wendung ist auch dabei. Es ist kein Roman, den ich verschlungen habe, aber trotzdem habe ich mich immer aufs Weiterlesen gefreut.

Erschienen bei LYX

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Autorin / Autor: aimee - Stand: 13. Mai 2024