A Magic Steeped in Poison - Was uns verwundbar macht
Autorin: Judy I. Lin
Übersetzt von: Rusalka Reh
Ning zerfressen die Selbstvorwürfe. Hätte sie doch nur besser aufgepasst, als sie den Tee aufgegossen hat, hätte sie doch nur auf die Warnungen geachtet. Doch nun ist ihre Mutter gestorben und ihre Schwester, Shu, kämpft ebenfalls verzweifelt gegen das Gift an, das sich in dem Teeziegel versteckt hat. Nur eins ist klar: Ning muss etwas unternehmen.
Judy I. Lin entführt ihre Leser:innen in eine fantastische Welt. Eine Welt, in der Teeblätter Menschen dazu bringen können, ihre Geheimnisse zu enthüllen, oder ungeahnte Kraftreserven anzuzapfen. Eine Welt, in der die Temperatur von Wasser und die Auswahl der richtigen Kräuter über Leben und Tod entscheiden können.
Ning hatte nie viel mit dieser Welt zu tun. Shu war es, die von ihrer Mutter in der Macht der Tee-Magie unterrichtet wurde, während sie selbst von ihrem Vater das Handwerkszeug für Ärzt:innen erlernt hat. Doch als ein Schreiben vom Kaiser kommt, der die Lehrlinge der mächtigsten Tee-Magier:innen des Landes dazu auffordert, sich einer Reihe von Prüfungen im Palast zu unterziehen, fackelt Ning nicht lange und nimmt den Platz ihrer Schwester ein. Irgendwie muss sie doch ein Gegengift finden und ihre Schwester retten.
Am Hof des Kaisers erwarten Ning nicht nur jede Menge Konkurrent:innen, die ebenfalls darauf hoffen, sich in dem Wettkampf zu behaupten und sich so einen Platz am Hof zu ergattern, sondern auch Intrigen und Vermutungen rund um den Verbleib des verbannten Prinzen und das Leben der Prinzessin. Der Grat zwischen Freund und Feind ist schmal in einer Welt, in der jede:r dir ein falsches Teeblatt unterjubeln könnte und viele Hände Dolche führen. Und dann ist da noch Kang, der Sohn des verbannten Prinzen, aus dem Ning einfach nicht schlau werden will und der viel mehr Zeit in ihren Gedanken verbringt als ihr lieb ist.
Judy I. Lin hat ihre Welt sehr liebevoll und detailreich aufgebaut. Man kann die Geschichte beinahe schmecken und riechen und fühlt stets das Kitzeln eines Teedufts in der Nase. Über die eine oder andere Ungereimtheit oder Verwirrung kann sie jedoch nicht hinwegtäuschen. Hier und da hätten ein paar klare Worte der Geschichte gutgetan. Es bleiben einige Fragen offen, da es sich um den ersten Teil einer Dilogie handelt, werden diese vermutlich auf Nings weiterer Reise geklärt. Alles in allem ist „A Magic steeped in Poison“ eine kurzweilige Geschichte, die einige Überraschungen und Wendungen parat hält.
*Erschienen bei FISCHER Sauerländer*
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Autorin / Autor: Johanna94 - Stand: 28. April 2023