Gekrakel leicht zu entlarven

Kunst-Studie: Abstrakt kann doch nicht jedes Kind - und auch nicht jeder Affe

Abstrakte Kunst oder doch aus Kinder- oder gar Affenhand?

Beim Museumsrundgang hat sich wohl jeder bei so manchen Gemälden schon gefragt, was daran Kunst sein soll. Ein Klecks hier, ein Paar Linien da, das kann doch jedes Kind! Stimmt nicht ganz, sagen jetzt zwei Forscherinnen. In einer aktuellen Studie haben sie untersucht, ob Menschen abstrakte Gemälde von professionellen Künstlern von Bildern unterscheiden können, die Kinder, Affen oder Elefanten gemalt haben.

Für ihr Experiment suchten Angelina Hawley Dolan vom Boston College und Ellen Winner von der Harvard University 30 Gemälde von abstrakten Künstlern aus, die in mindestens einem wichtigen Kunstbuch Erwähnung finden. Diese mischten sie paarweise mit Bildern, die von Kindern, Affen oder Elefanten gemalt wurden. Dabei achteten sie darauf, dass sich die zusammengestellten Paare in mindestens zwei Eigenschaften wie etwa Farbe oder Linienführung ähnelten. Diese Bilder legten die Forscherinnen nun 32 Kunststudenten sowie 40 Studenten ohne künstlerischen Hintergrund vor. Bei den ersten zehn Bildpaaren ließen die Wissenschaftlerinnen den Informationstext noch weg. Bei den folgenden zehn Paaren etikettierten sie die Bilder korrekt nach den wahren Künstlern und Laien. Bei den letzten zehn Paaren vertauschten die Wissenschaftlerinnen hingegen die Bildunterschriften und behaupteten, dass das Laienbild von einem wahren Künstler stammte und umgekehrt.

Die StudentInnen betrachteten alle Gemälde am Computer und sollten bei den Bildpaaren angeben, welches Bild sie als das Künstlerbild betrachteten und welches sie schöner fanden.

Die Auswertung zeigte: Sowohl die KunststudentInnen als auch die StudentInnen anderer Fachrichtungen konnten die Bilder korrekt zuordnen und mochten die tatsächlichen Kunstwerke lieber als die Laienbilder. Selbst wenn die Bilder mit falschen Informationsschildern versehen waren, ließen sich die Testpersonen nicht täuschen und entlarvten die Bilder, die Kinder oder Tiere gemalt hatten.

Es scheint also, dass doch nicht jedes Kind ein abstraktes Kunstwerk schaffen kann - selbst wenn so manches Gemälde wie zufällig hingekleckst aussieht.

Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Psychological Science“ erschienen.