Achtung Suchtmittel!

Forschung: Hochverarbeitete Lebensmittel können süchtig machen und sollten auch als Suchtmittel betrachtet werden

Wer an Sucht denkt, denkt meist an Drogen, Alkohol oder Nikotin. Aber auch stark verarbeitete Lebensmittel können süchtig machen: Süßigkeiten, Eiscreme, Kartoffelchips. Diese Lebensmittel sind besonders verlockend und werden of zwanghaft verzehrt. Forscher:innen finden darum, sie sollten als das bezeichnet werden, was sie sind: Suchtmittel. Eine internationale Studie unter der Leitung von Ashley Gearhardt  von der University of Michigan macht deutlich, dass die Betrachtung von extrem verarbeiteten Lebensmitteln mit hohem Kohlenhydrat- und Fettgehalt - Süßigkeiten, Eiscreme, Kartoffelchips - als süchtig machende Substanzen dazu beitragen kann, die Gesundheit weltweit zu verbessern. Schätzungen zufolge sind 14 % der Erwachsenen und 12 % der Kinder süchtig nach ultra-verarbeiteten Lebensmitteln, was mit Mechanismen der Abhängigkeit und nachweisbaren gesundheitlichen Problemen einhergeht.

Süchtig machende Kombi: Fett und Kohlehydrate

Das Problem an ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln ist, dass sie von natürlichen Lebensmitteln stark abweichen. Während diese nämlich ihre Energie meist über Kohlehydrate (z.B. Früchte, Getreide) oder über Fett (z.B. Nüsse) liefern, kombinieren hochverarbeitete Lebensmittel beides: Fett plus Kohlehydrate (plus Salz, plus Zusatzstoffe, plus Aromen ...). Für die Kombination aus Fett und Kohlehydraten, die in natürlichen Lebensmitteln mit Ausnahme der Muttermilch eher selten vorkommt, ist das Belohnungszentrum unseres Gehirns aber offenbar besonders empfänglich. Darum erscheinen uns fettige Pommes, Gebäck und Pizza unwiderstehlich.

Aber während Menschen das Rauchen, Trinken oder Spielen aufgeben können, können sie nicht aufhören zu essen, wie Mitautorin Alexandra Di Feliceantonio von der Virginia Tech zusammenfasst. Die Herausforderung bestehe darum darin, zu bestimmen, welche Lebensmittel das größte Suchtpotenzial haben und warum.

"Es ist wichtig, die Abhängigkeit von diesen ultra-verarbeiteten Lebensmitteln weltweit zu verstehen, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen", sagte Hauptautorin Gearhardt und wies darauf hin, dass diese Lebensmittel aufgrund der niedrigen Kosten, der Bequemlichkeit und des Marketings besonders attraktiv sind. Um etwas zu ändern, brauche es mutige Maßnahmen, sagen die Forscher:innen. Eine davon ist offiziell anzuerkennen, dass hoch-verarbeitete Lebensmittel Suchtmittel sind und sie auch so zu behandeln - z.B. mit Steuern oder entsprechenden Nährwertkennzeichnungen, wie es sie in vielen Ländern schon gibt.

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