Jeans, Jeans, Jeans – das Kleidungsstück schlechthin. Kommt nicht aus der Mode, gibt es in allen Farbvarianten, auch wenn blau immer noch überwiegt. Ihr wird in der Umgangssprache sogar ein eigener Farbton: jeansblau zugeschrieben. Doch was tun, wenn das geliebte Kleidungsstück kaputt ist, zu klein oder zu groß geworden ist und so nicht mehr angezogen werden kann?

Dafür hat Laura Sinikka Wilhelm jetzt eine Ideen- und Anleitungssammlung zusammengestellt. In ihrem neuen Buch „Alles Jeans – 80 blaue Nähwunder“ versammelt die studierte Textildesignerin Ideen rund um das blaue Wunder. Es gibt Praktisches, wie Taschen und Utensilos in allen Formaten, Größen und Ausführungen – auch für Männer. Außerdem Schlüsselbänder, Organizer und Tischsets. Kissen in vielen Varianten, vom Bodenkissen zum Sofakissen bis hin zum Kuschelschaf-Kissen, Kleidung, wie Jeansrock, Schürze, Oberteile, Hose für Männer, Frauen und Kinder. Für Männer, also potentielle Geschenke für Papas sind neben diversen Taschen, Kissen und der erwähnten Hose: Krawatte, Fliege, Gürteltasche, Hut, Anglerhülle zu finden. Das Buch bietet eine wahre Fülle an Ideen und Inspirationen, die sich im Grundsatz auch mit anderen Kleidungsstücken verwirklichen lassen. Neben einer Übersicht mit benötigtem Material, meist eine Jeans (alternativ geht bei vielen Modellen auch Jeansstoff aus dem Stoffladen), findet sich der Schwierigkeitsgrad von eins bis drei, die fertige Größe zur Vorstellung vom fertigen Modell, noch eine Anleitung für den Zuschnitt und die eigentliche, leicht nachvollziehbare Anleitung.

Schade finde ich, dass gerade bei größeren Modellen wie dem Rock und der Hose, aber auch bei der Badetasche, das Schnittmuster online auf der Verlagsseite heruntergeladen und ausgedruckt werden muss. Einen Schnittmusterbogen bietet das Buch nicht.
Abgesehen von den Modellen gibt es nur eine sehr rudimentäre Einführung in das Nähen. Es ist also ein reines Anleitungsbuch und ersetzt keinen Nähkurs! Trotzdem ist es wegen der Einfachheit der Modelle, der ausführlichen und gut bebilderten Anleitung und der oft nur wenig benötigten Nähte (die Schere brauchte ich hier deutlich öfter und länger als meine Nähmaschine) für Nähanfänger absolut empfehlenswert.

Die Autorin hat sich scheinbar ganz dem Upcycling verschrieben, schon 2010 erschien im selben Verlag „Es war einmal ein Hosenbein... Kleider und Wohnideen aus gebrauchten Textilien“ und 2013 dann „Das war doch meine Lieblingsjeans! Sachen für Kids aus gebrauchten Materialien“. Etwas aus gebrauchten Textilien selber machen, was Besonderes erschaffen, mit den eigenen Händen, das sind ihre Leitgedanken und die setzt sie nicht nur vollends um, sondern kann mich auch dazu bewegen in alte Kisten zu schauen, ob sich etwas findet, was recycelt werden kann, außerdem hat sie mich verleitet in einen Second-Hand Laden zu gehen und mir alte Jeans mit schicken Taschen und Knöpfen zu kaufen, nur um sie auseinanderzuschneiden. Die Verkäuferin meinte noch: „Haben Sie die anprobiert? Die Sachen sind vom Umtausch ausgeschlossen und ich denke das wird zu klein.“ Diesmal war ich da gar nicht pikiert, sondern konnte sie einfach freudestrahlend kaufen. Ja, das ist der Nachteil des Buches, man will alles umsetzen, weil die Ideen einfach so alltagsnah sind und sich wirklich realistisch schnell umsetzen lassen und auch noch benutzt werden. Doch für viele Projekte sind mehr als nur eine Jeans von Nöten, daher der Kaufrausch im Second-Hand. Tolles Buch, super Ideen, ran an die Jeans, Mädels!

*Erschienen bei Haupt Verlag*