Anerkennung führt zu mehr Leistung
Wie sich eine simple Sterngrafik auf Wikipedia-Schreiberlinge auswirkt
Arbeit kostet Nerven. Auch, wenn man diese Arbeit freiwillig macht. Deshalb fühlt man sich geschmeichelt und wohl, wenn man für das Getane gelobt wird. Aber ist diese leichtfertige seelische Umarmung schon alles? Ein entspanntes Schnurren unter den kraulenden Händen der Lobenden?
Nein, fanden Michael Restivo und Arnout van Rijt von der Stony Brook University im US-Bundesstaat New York heraus. Es geht noch um viel mehr: Lob und Anerkennung führen darüber hinaus auch zu mehr Produktivität. Personalchefs sollten also genau hinhorchen!
Im Experiment untersuchten Restivo und van Rijt, inwieweit sich Lob und Anerkennung auf die Produktivität von Schreibern der Online-Enzyklopädie Wikipedia auswirkt. Es wird angenommen, dass innerhalb der Peer-Gruppe erhaltene Anerkennung materielle Entlohnungen ersetzt – und dafür gern Zeit und Mühe geopfert wird. Vor allem, weil diese Wertschätzung der eigenen Arbeit in Form eines Sternes auch visuell sichtbar wird. Man hat ja einen Ruf zu verlieren.
Deshalb wurde eine Zufallsstichprobe von 200 der aktivsten User der englischsprachigen Wikipedia ausgewählt, die noch nie einen solchen „Barnstar“ von einem anderen User bekommen hatten. 100 von ihnen wurden mit einem solchen Fleißsternchen ausgezeichnet. Anschließend wurden die Handlungen aller über einen Zeitraum von 90 Tagen überwacht, dann miteinander verglichen und ausgewertet. Hierbei wurde das Augenmerk auf die Anzahl der geschriebenen oder editierten Artikel und die neu dazugewonnenen „Barnstars“ gelegt.
Das Ergebnis: Diejenigen, die mit einem Stern ausgezeichnet wurden, schrieben oder editierten 60% mehr Artikel als die Sternlosen! Die gesteigerte Produktivität hielt dabei sogar über den gesamten Zeitraum an – so viel kann ein kleiner Stern also bewirken. Darüber hinaus erhielten zwölf der mit einem Stern Ausgezeichneten einen oder mehrere zusätzliche Sterne von anderen Usern. Aus der Kontrollgruppe schafften das nur zwei Schreiber.
Es ist eben doch nicht alles Gold, was glänzt: Eine simple Sternchengrafik, die keinerlei materielle Vorzüge mit sich bringt, spornt die User also so stark an, dass sie mehr Artikel schreiben oder editieren als vorher. Ein Ansatz, der sich vielleicht auch auf andersartige Freiwilligenarbeit übertragen lässt.
Und mal ehrlich, wer hat sich nicht schon mal bestärkt und motiviert gefühlt, wenn der Lehrer einen Sternsticker unter den Aufsatz geklebt hat?
Autorin / Autor: Annika Willinger; - Stand: 4. April 2012