Auf die Schlafbewertung kommt es an
Die gefühlte Schlafqualität trägt mehr zu unserem Wohlbefinden bei als die gemessene
Wie wichtig Schlaf für das körperliche und geistige Wohlbefinden ist, für die Gesundheit, das Lernen und die Konzentration, wurde schon erschöpfend oft beschrieben.
Entscheidend dafür, wie wohl wir uns nach einer Nacht fühlen, ist aber weniger die tatsächliche Effizienz des Schlafes, wie sie etwa mit speziellen Schlaf-Tracking-Geräten gemessen werden kann, sondern wie wir selbst unseren Schlaf bewerten: Habe ich gut oder schlecht geschlafen?
Forscher:innen an der University of Warwick haben in einer Studie mit über 100 jungen Erwachsenen zwischen 10 und 22 Jahren erfasst, wie sich guter oder schlechter Schlaf auf die Stimmung und das Wohlbefinden auswirken. Über einen Zeitraum von zwei Wochen wurden die Teilnehmenden gebeten, täglich ein Schlaftagebuch über den Schlaf der vorangegangenen Nacht zu führen, einschließlich der Zeit, zu der sie zu Bett gingen, der Zeit, zu der sie sich zum Einschlafen bereit machten, der Zeit, die sie zum Einschlafen brauchten, der Zeit, zu der sie aufwachten, der Zeit, zu der sie das Bett verließen, und der Frage, wie zufrieden sie mit ihrem Schlaf im Allgemeinen waren.
Am folgenden Tag wurden sie außerdem fünfmal gebeten, ihre positiven und negativen Gefühle zu bewerten und anzugeben, wie zufrieden sie mit ihrem Leben waren. Außerdem trugen die Teilnehmenden für die Dauer der Studie einen Aktigraphen am Handgelenk, der die Bewegungen einer Person misst, um ihr Schlafverhalten und ihre Ruhezyklen einzuschätzen.
Die Forscher:innen verglichen die Aktigraphie-Daten mit den Wahrnehmungen der Teilnehmenden über ihren Schlaf und ihr Befinden am folgenden Tag. Sie wollten herausfinden, wie Schwankungen im Schlafverhalten und in der Schlafqualität mit der Stimmung und Lebenszufriedenheit der Teilnehmenden am nächsten Tag zusammenhängen.
Dabei zeigte sich, dass vor allem die Bewertung des eigenen Schlafs mit dem Wohlbefinden und der Lebenszufriedenheit der jungen Menschen zusammenhängt.
"Wenn die Teilnehmer zum Beispiel berichteten, dass sie besser geschlafen hatten als sonst, erlebten sie am nächsten Tag mehr positive Gefühle und hatten ein höheres Gefühl der Lebenszufriedenheit. Das von der Aktigraphie abgeleitete Maß für die Schlafqualität, die sogenannte Schlafeffizienz, stand jedoch in keinem Zusammenhang mit dem Wohlbefinden am nächsten Tag."
Die Ergebnisse passen gut zu anderen Forschungsarbeiten, in denen festgestellt worden war, dass das Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit eher damit zusammenhängen, wie man seinen Gesundheitszustand selbst bewertet und weniger damit, wie er tatsächlich ist.
Insgesamt legt die Studie nahe, dass eine positive Bewertung des Schlafs zu einer besseren Stimmung am nächsten Tag beitragen kann.
Sagt euch irgendein Spezial-Tracker an eurem Handgelenk, dass euer Schlaf wenig effizient war und ihr offenbar nicht gut geschlafen habt, dann lasst euch nicht beirren und hört auf euer subjektives Empfinden, das euch vielleicht das Gegenteil sagt. Fühlt ihr euch allerdings zerknittert und unausgeruht und euer Tracker sagt, ihr habt den Daten zufolge gut geschlafen, dann lasst euch ruhig überzeugen. Denn wenn ihr selbst überzeugt seid, dass ihr gut geschlafen habt, dann fühlt ihr euch insgesamt wohler.
Die Studie "The Influence of Sleep on Subjective Well-Being: An Experience Sampling Study" wurde in der Fachzeitschrift Emotion veröffentlicht.
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 25. August 2023