Ja, wir erinnern uns wohl alle an die Ermahnung unserer Eltern: "Und? was sagt man? Bedank dich mal!" Manche haben wohl deshalb eine ausgeprägte Dankes-Phobie entwickelt. Diejenigen aber, die sich diese Erziehung zur Höflichkeit zu eigen gemacht haben und sich tatsächlich bedanken, haben möglicherweise einen Vorteil. Eine an der University of New South Wales in Australien durchgeführte Studie hat namlich herausgefunden, dass durch das Bedanken (zum Beispiel für eine Hilfe) neue soziale Beziehungen entstehen.

Die Studie wurde konzipiert, um eine Theorie zu testen, die sich mit den Vorteilen von Dankbarkeit für Gesellschaften und für Individuen beschäftigt. Diese Theorie besagt, dass Dankbarkeit drei Ebenen bedient, nämlich finden, erinnern und binden: das "Finden" neuer Beziehungen, das Aufbauen auf bestehenden Beziehungen (erinnern) und die Festigung von Beziehungen (binden).

Für ihre Untersuchung des ersten Aspekts der Theorie (finden) baten die Forscherinnen 70 StudentInnen, jüngere SchülerInnen als MentorInnen zu beraten und ihre Bewerbungs-Anschreiben für die Hochschulzulassung zu kommentieren. Von diesen (nur virtuell existierenden) Mentees bekamen sie anschließend handgeschriebene Briefchen, von denen die Hälfte eine Dankbarkeitsbekundung enthielt: "Vielen Dank für all Ihre Zeit und Mühe, die Sie mir geschenkt haben!"

Es stellte sich heraus, dass die StudentInnen, die ein Dankesschreiben erhalten hatten, anschließend eher bereit waren, ihre Kontaktdaten, wie Telefonnummer oder E-Mail-Adresse an die Mentee weiterzugeben als diejenigen, denen nicht gedankt worden war. Die "dankbaren" Mentees wurden auch als deutlich warmherziger bewertet als die anderen.

"Danke zu sagen ist ein wertvolles Signal, mit dem man zeigt, dass man ein Mensch ist, zu dem man eine qualitativ hochwertige Beziehung aufbauen kann", erklärt die Psychologin Dr. Lisa Williams, die zusammen mit Dr. Monica Bartlett durchführte. "Unsere Ergebnisse liefern die ersten bekannten Beweise dafür, dass das Ausdrücken von Dankbarkeit die Anbahnung neuer Beziehungen zwischen vorher unbekannten Menschen erleichtert", sagt Dr. Williams.

Die Studie wird in der Zeitschrift Emotion veröffentlicht.