In Ausbildung, nicht in Autos investieren!
Verband Deutscher Realschullehrer: Unternehmen brauchen finanzielle Anreize, Jugendliche auch in der Krise in die duale Ausbildung aufzunehmen
In der Corona-Krise schreien alle um Hilfe. Vom Kneipenbesitzer bis zum großen Konzern. Vor allem die Automobilindustrie machte mit ihrem Ruf nach Abwrackprämien von sich reden. Weil die Autoindustrie leidet, soll der Staat Bürger_innen, die ihr altes Auto gegen ein neues ersetzen wollen, finanziell unter die Arme greifen. Das kommt nicht bei allen gut an, vor allem nicht bei denen, die finden, dass Autos in Zeiten des Klimwandels sowieso keine Zukunft mehr haben.
Kritik kommt auch von Jürgen Böhm, dem Bundesvorsitzenden des Deutschen Realschullehrerverbandes (VDR): „Bevor der Staat Gelder für einseitige Vorhaben ausgibt, sollte er den Unternehmen Ausbildungsprämien zahlen, die direkt den jungen Menschen zugutekommen“, so Böhm. Gerade die mittelständischen Unternehmen bräuchten Anreize, Jugendliche in die duale Ausbildung aufzunehmen, denn viele - vor allem mittelständische - Unternehmen fahren angesichts der Krise und wenig positiven Zukunftsaussichten ihre Ausbildungskapazitäten zurück. Der Übergang ins Berufsleben müsse aber für die Schülerinnen und Schüler, die jetzt ihren Abschluss machen gewährleistet werden, fordert Böhm. Die Schüler_innen hätten schließlich an den Schulen bis zum 13. März vollen Unterricht gehabt und entsprechende Leistungen erbracht. Zudem beinhalte eine Abschlussprüfung in der Regel Themen aus allen bisherigen Jahrgangsstufen, was auch in der Zeit der Krise wiederholt, vertieft und geübt werden konnte. Die Schüler_innen seien daher für eine Ausbildung gerüstet.
„In Zeiten eines massiven Fachkräftemangels kann man es sich nicht leisten, einen Jahrgang ohne Ausbildungsmöglichkeiten und Zukunftsperspektiven zurückzulassen“, gibt der Bundesvorsitzende zu bedenken. Böhm hofft, dass man jetzt nicht in eine Phase der Nicht-Ausbildung eintritt und appelliert an die Betriebe: „Bitte bildet die Jugendlichen aus. Wir dürfen unseren „Rolls Royce“, unsere Weltmarktführung in Sachen der dualen Berufsausbildung nicht aufs Spiel setzen!“
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung