Bewegtes Wir-Gefühl
Studie zeigt: Gemeinsamer Erfolg bei koordinativen Aufgaben schweißt zusammen
Du hast das Gefühl, deine WG driftet irgendwie auseinander, du und deine Kolleg:innen reden aneinander vorbei und in der Partnerschaft läufts auch gerade nicht so nice? Dann hilft vielleicht ein kleines Bewegungsexperiment! Denn wie eine Studie der Universitäten Würzburg und Regensburg jetzt herausfand, lässt sich das Zusammengehörigkeitsgefühl wieder aktivieren, wenn Gruppenmitglieder ihre Bewegungen erfolgreich miteinander koordinieren.
Schon vorher war bekannt, dass es Menschen, die sich miteinander verbunden fühlen, leichter fällt, ihre Handlungen aufeinander abzustimmen. Sie schneiden daher bei Aufgaben besser ab, in denen es auf eine gute Koordination ankommt. Die aktuelle Studie zeigt nun, dass das auch umgekehrt gilt: Erfolgreiche Koordination kann Identifikation erzeugen.
Die Psychologen Dr. Anand Krishna (Universität Würzburg) und Dr. Felix Götz (Universität Regensburg) konnten diesen Effekt in einem Experiment nachweisen. Darin losten sie Versuchspersonen aus, die dann in Zweiergruppen am Computer verschiedene Aufgaben durchführen sollten: Zum Beispiel einen Stern mithilfe eines Joysticks in ein Zielfeld bewegen. Dabei konnte ein Teammitglied nur horizontal steuern, das andere dagegen nur vertikal.
Im Vergleichsteam war dagegen jeweils nur eine Person für die Steuerung des Sterns zuständig, somit entfiel die Koordinationsaufgabe. Anschließend mussten die Teilnehmenden angeben, wie sehr sie sich mit der Partnerin oder dem Partner als Teil einer gemeinsamen Gruppe identifiziert hatten. „Die Bewertung fiel bei den Koordinations-Teams höher aus als bei den Vergleichs-Gruppen“, erläutert Krishna, Postdoktorand an der Professur für Motivation und Emotion.
Gemeinsamer Erfolg schweißt zusammen
In einem weiteren Experiment erhöhten die Forscher den Schwierigkeitsgrad der Koordinations-Aufgabe, was dazu führte, dass sie seltener gelöst wurde und so das Erfolgserlebnis ausblieb. Wie wirkte sich das auf das Gruppengefühl aus? „Wir konnten zeigen, dass sich ausschließlich eine gute gemeinschaftliche Leistung positiv auf die Identifikation als Gruppe auswirkt“, betont Götz. „Nach einem Misserfolg konnten wir diesen Effekt dagegen nicht beobachten.“
Die Ergebnisse lassen erwarten, dass Sportarten wie Fußball zu einer stärkeren Identifikation mit der Mannschaft führen als zum Beispiel Leichtathletik. Zwar gehören auch Sprinterinnen oder Hochspringer zu einem Team, aber im Wettkampf sind sie auf sich allein gestellt und müssen sich nicht mit anderen koordinieren.
Auch für das Thema Teambuilding könnte die Studie interessant sein: Wer ein Kollegium zu einer eingeschworenen Gemeinschaft formen möchte, sollte es nicht vor zu schwierige Aufgaben stellen. Denn wenn die gemeinsamen Anstrengungen keinen Erfolg haben, dann kann das der Identifikation womöglich sogar schaden. Allerdings ließen sich die Ergebnisse streng genommen nur auf Situationen übertragen, in denen es auf die Koordination von Bewegungen ankomme, relativieren die Forscher.
Ob die gemeinsame erfolgreiche Durchführung einer psychologischen Studie zu einem stärkeren Zusammengehörigkeits-Gefühl führt, lässt sich aus den Daten daher nicht ableiten. „Bei uns war das aber definitiv der Fall“, sagt Krishna.
Die Studie erschien im British Journal of Social Psychology.
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteiliung - Stand: 6. Juni 2024