Bittersüßes Finsterlicht
Lasst euch von Sarah Koch in die Märchenunterwelt entführen!
Es gibt Künstler_innen, die sind wahre Allrounder_innen. Kreative Genies eben!
Sarah Koch, bekannt aus Traumschiff, Sturm der Liebe oder Großstadtrevier ist Producerin, Schauspielerin – und singt. Mit ihrem mutigen Debutalbum „bittersüßes Finsterlicht“ taucht sie in das Reich der Märchen und Fantasie ein. Herausgekommen ist ein sehr vielseitiges Konzept-Album mit einem leicht mysteriösen und düsteren Touch.
In manchen Songs interpretiert sie bekannte Märchen neu (Sterntaler, Lebkuchen) oder gibt bekannten Literaturklassikern einen neuen Touch (Oh Romeo, Gretchens Fragen). Ihre eher zarte Stimme transportiert verschiedene Charaktere und Stimmungen; versucht alles in ein Reimschema zu packen, das auch fast immer gelingt. Sie flüstert, raunt, erzählt und lockt (Märchenunterwelt) - diese Märchenwelt breitet sich vor einem aus, an allen Ecken passiert etwas im Verborgenen und man muss stets auf der Hut sein.
Doch auch ganz menschliche Dinge begegnen uns dort, Träume und Sehnsüchte, aber auch Schattierungen von Gut und Böse und natürlich die Liebe! Sie holt uns aber in den deutschen Texten (bis auf ein paar Zeilen, die englisch sind) auch in die Welt der Gegenwart zurück, da sie ab und an auch mit der Märchensprache bricht (Geständnis einer Liebenden, Regentanz).
Durch die beeindruckende instrumentale Ouvertüre (erster Track) wird aber die Grundstimmung und Message klar: das Leben mutig selbst gestalten, in sich aufnehmen, auskosten und hoffungsvoll bleiben. Die eigene Dunkelheit annehmen und sich der Welt ohne Angst stellen. Außerdem lässt uns dieses Anfangsstück sofort an Intros von Fantasy-Serien denken, da sehe ich gleich Hexen, Zauberwesen und großartige Abenteuer vor meinem inneren Auge.
An ihrer Seite stehen Musiker Samuel Harfst und Thilo Zirr, manche Songs erinnern stimmlich an Rosenstolz oder Silbermond und Billie Eilish. Sarah Koch hat in ihrem Debutalbum aber ihren ganz eigenen Stil gefunden. Die Mischung aus verschiedenen Musikstilen aus unterschiedlichen Zeiten (bspw. 20er) und das Hinzufügen von orchestralen Elementen macht das Werk mächtiger und stimmungsvoll.
Und was mir besonders gut gefällt: die Songs erscheinen nie kitschig, sondern es zieht sich auch immer Stärke und einen Funken Schalk oder Augenzwinkern durch das Konzept.
Meine Lieblingssongs sind definitiv Mondsucht, die Ouvertüre und Märchenunterwelt und es lohnt sich, auf so manchen Text zu achten. Beispielsweise in Sterntaler, hier geht es in meinen Augen auch darum, dass es nicht nur gesund ist, immer zu geben und sich für andere aufzugeben.
Die Mischung von unterschiedlichem Rhythmus, Melodien, Variationen mit Instrumenten und Musikstilen gelingt ihr sehr gut, sie sorgen dafür, dass wir uns in die andere Welt gezogen fühlen.
Weiteres Plus: die Gestaltung des Albums gefällt mir sehr gut, verschnörkelte, düstere und blumige Fantasy-Collagen kombiniert mit Illustrationen aus kräftigem Rot. Passende Hörsituation: vor einem Fantasy-Fotoshooting, beim Rollenspiel, beim Lesen von Märchen... Lasst euch in die Märchenunterwelt entführen!
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Autorin / Autor: Verena T. - Stand: 9. Februar 2022