Bloß nicht in die Augen schauen
Studie: Wann Blickkontakt störrisch macht
Immer wieder wird empfohlen, Menschen in die Augen zu schauen, wenn man mit ihnen spricht. Das soll Vertrauen schaffen, überzeugend wirken, Verbindlichkeit herstellen und sicherstellen, dass der andere auch zuhört. Überhaupt gilt der Blickkontakt als wichtiges Mittel der Kommunikation, aber auch der Dominanz: wer länger guckt, hat gewonnen, wer eindringlicher starrt, ist im Recht. Stimmt gar nicht, jedenfalls nicht immer, sagen nun amerikanische und deutsche ForscherInnen, die in einer Studie herausgefunden haben wollen, dass der stete Augenkontakt auch gehörig nach hinten losgehen kann.
Sie überprüften mithilfe von Testpersonen, deren Augenbewegungen sie mit der kürzlich entwickelten Eye-Tracking-Technologie ermittelten, wie überzeugend die Argumente eines Sprechers auf die Testpersonen wirken, wenn sie sich auf die Augen fokussierten. Es zeigte sich, dass die Betrachter sich in diesem Fall von den Argumenten kaum überzeugen ließen - es sei denn, sie waren schon vorher einer Meinung mit dem Sprecher.
Eine zweite Studie lieferte ein ähnliches Ergebnis. Wurden Testpersonen gebeten, sich auf die Augen eines Redners zu konzentrieren, waren sie am Ende weniger empfänglich für seine Argumentationsweise als die Testpersonen, die sich auf den Mund konzentriert hatten.
Für die ForscherInnen ist damit klar, dass Augenkontakt je nach Situation ganz unterschiedliche Auswirkungen haben kann. So mag er in einer freundlichen Situation Vertrauen und eine menschliche Verbindung herstellen, in einer eher unangenehmen Situation kann er für Einschüchterung und das Gefühl von Dominanz sorgen - Gefühle, die nicht unbedingt dazu beitragen, dass man gerne der Argumentation einer anderen Person folgt.
Die ForscherInnen empfehlen darum vor allem Eltern und PolitikerInnen, sich bewusst zu machen, dass Augenkontakt nicht immer das Mittel der Wahl ist, um den eigenen Ansichten Nachdruck zu verleihen. Manchmal ist es dann vielleicht doch besser, den stechenden Blick stecken zu lassen ;-).
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 2. Oktober 2013