Bloß nicht sitzenbleiben!

DKV-Report 2023: Die Deutschen sitzen zu viel und zu lange, im Durchschnitt 9,2 Stunden am Tag

Arbeiten, glotzen, lernen, essen, rumhängen - alles im Sitzen. Die Deutschen kleben zu lange, zu oft an ihren Stühlen. Auch die fünf wichtigsten Kriterien eines gesunden Lebensstils werden nicht einmal von jedem Fünften erreicht. Dazu gehören ausreichende körperliche Aktivität, ausgewogene Ernährung, Verzicht auf Rauchen und Alkohol und ein gesunder Umgang mit Stress. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die im aktuellen DKV-Report veröffentlicht wurde und von den Autor:innen als besorgniserregend eingestuft wird.

Insbesondere der traurige Rekord im Sitzen gibt Anlass zur Sorge, denn die Sitzzeit ist in den letzten sieben Jahren ständig gestiegen. Im Jahr 2023 haben wir der Auswertung zufolge durchschnittlich 554 Minuten pro Tag herumgesessen, das ist eine halbe Stunde mehr als im Corona-Jahr 2021. Im Osten wird dabei weniger gesessen als im Westen. Am wenigsten sitzen die Einwohnerinnen und Einwohner in Brandenburg (8,4 Stunden).
Echtes Sitzenbleiber-Land ist Nordrhein-Westfalen, das mit fast 10 Stunden werktäglicher Sitzzeit erneut den Negativrekord hält. Warum das schlimm ist? Sitzen ist höchst ungesund und wird in seiner Schädlichkeit von vielen sogar dem Rauchen gleichgesetzt. Ingo Froböse, Professor an der Deutschen Sporthochschule in Köln und wissenschaftlicher Leiter der Studie erklärt: „Eine Verminderung der täglichen Sitzzeiten durch Bewegung reduziert das Sterberisiko erheblich“, und appelliert: „Lass Deine Gesundheit nicht sitzen!“

Noch nicht einmal jeder Fünfte erfüllt die Kriterien eines gesunden Lebensstils

Auch im Hinblick auf andere Kriterien eines gesunden Lebensstils sieht es nicht besser aus: Nur 17 Prozent der Befragten punkten in allen fünf Lebensbereichen: sie bewegen sich ausreichend, sie ernähren sich ausgewogen, verzichten auf Nikotin und Alkohol und können mit ihrem Stressaufkommen gut umgehen. Damit leben im Vergleich zu 2021 zwar wieder mehr Menschen ein rundum gesundes Leben (2021 waren es nur 11 Prozent), dennoch bleibt das Niveau niedrig. Frauen schneiden hier geringfügig besser ab: 20 Prozent meistern alle fünf Bereiche, bei den Männern schafft das nur jeder siebte (14 Prozent).
Die Autor:innen sehen in ihrem Ergebnissen ein Warnsignal. „Ohne vollumfassende, koordinierte Maßnahmen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft steuern wir geradewegs auf eine gesundheits- und sozial-ökonomische Krise zu“, warnt Ingo Froböse.

Bewegung im Alltag, regelmäßige ausdauerorientierte Bewegung sowie zweimal wöchentlich Muskeltraining gelten als die besten Strategien, um lange fit und gesund zu bleiben und sich dabei auch psychisch wohl zu fühlen. Außerdem empfehlen die Autor:innen aktive Pausen (Spazierengehen, Ausgleichsübungen), die die Sitzzeiten unterbrechen. Gegen Stress können bewusstes Atmen und Entspannungstechniken hilfreich sein.

Die wichtigste Botschaft des Reports ist aber wohl die: Steht auf. Unterbrecht die Rumsitzerei. So oft es geht. Und wenn ihr aus irgendwelchen Gründen an den Stuhl gefesselt seid, dann zappelt, hibbelt und kippelt ruhig ein wenig rum. Möglicherweise lässt sich der ungesunden Bewegungsarmut damit ein kleines Bisschen entgegenwirken.

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Autorin / Autor: Redaktion / Presseinformation - Stand: 15. August 2023