Traurigster Tag des Jahres? Nö!
Der dritte Montag im Januar gilt als "Blue Monday". Er sollte aber nicht der Grund sein, Trübsal zu blasen! Tipps gegen den Neujahrsblues hat Prof. Rupert Conrad von der Uniklinik Münster
Der dritte Montag im Januar gilt als "Blue Monday", als traurigster Tag des Jahres. Erfunden und berechnet hat ihn vor über 10 Jahren der britische Psychologe Cliff Arnall anhand einer Formel - im Auftrag eines Reiseunternehmens. In der Formel wurde neben dem meist miesen Wetter in Europa auch der Abstand zu den Feiertagen sowie das allgemeine Motivationslevel berücksichtigt. Wahrscheinlich war der Blue Monday dafür gedacht, Flugreisen in sonnigere Gefilde noch attraktiver zu machen.
Prof. Rupert Conrad, Leiter der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am UKM (Universitätsklinikum Münster), hat berechtigte Zweifel an der wissenschaftlichen Belastbarkeit der Formel und hält es für nicht realistisch, dass sich alle Traurigkeit an einem Tag bündelt. Er warnt, den Tag als feste Größe zu etablieren, da das leicht zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung werden könnte. Statt sich einreden zu lassen, dass genau jetzt jede Menge Anlass für Traurigkeit besteht, sollte der Tag besser genutzt werden, um die Aufmerksamkeit besonders auf die eigene psychische Verfassung zu lenken und sich zu überlegen, wie sich das Wohlbefinden im Laufe des Jahres steigern lassen könnte.
Natürlich können die oben beschriebenen Gründe - tristes Wetter, Feiertage vorbei und keine in Sicht - dazu führen, dass man sich im Januar manchmal traurig fühlt. Dazu kommen kurze Tage mit wenig Licht und vielleicht ein Gefühl des Scheiterns, wenn hoch gesteckte Neujahrsvorsätze nicht eingehalten werden können. Neujahrsvorsätze sollten darum nicht zu hoch sein und "smart" formuliert werden: "also spezifisch (s), messbar (m), attraktiv (a), realistisch (r) und terminiert (t)“, rät der Facharzt. Ist das Ziel erreicht, sei auch eine Belohnung wichtig, „etwa mit einem schönen Musikstück, einem Abend mit Freunden oder einem guten Essen“.
Bei traurige Stimmung müsse allerdings grundsätzlich zwischen einem vorübergehenden Stimmungstief und einer echten Depression unterschieden werden: „Eine Depression, also Niedergeschlagenheit, Antriebs-, Interesse- und Freudlosigkeit, die mindestens 14 Tage anhält, muss sorgfältig davon unterschieden werden, dass wir einmal zwei, drei Tage etwas schlechter gestimmt sind. Sie sollte immer entsprechend fachärztlich diagnostiziert und behandelt werden.“
Sport, Bewegung, Achtsamkeit, Dankbarkeit
Bei dem einfachen Neujahrsblues helfen hingegen Conrad zufolge häufig schon Bewegung, Sport und Achtsamkeit: „Wir neigen dazu, ständig im Morgen zu leben oder uns Gedanken über Vergangenes zu machen und alles unter einem wertenden Aspekt zu betrachten, statt den Augenblick als solchen zu erleben – wertfrei und mit allen Sinnen.“ Eine bewusste, achtsame Wahrnehmung des Alltags können in der Folge dazu beitragen, dass sich ein Gefühl von Dankbarkeit für das Erleben des Augenblicks einstellt. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem gesteigerten Wohlbefinden!
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Autorin / Autor: Pressemitteilung / Redaktion - Stand: 20. Januar 2025