Blumengruß mit Frosch?

Studie: Der Zierpflanzenhandel verursacht Umweltschäden - und hat öfter mal blinde Passagiere im Gepäck

Bild: Jochen Schaft auf Pixabay

Der Handel mit exotischen Blumen und Pflanzen ist ein riesiger und millionenschwerer Markt - nicht nur zum Valentinstag oder auch nicht erst, seit zahlreiche Menschen ihre Wohnungen in einen Urban Jungle verwandeln. So beglückend ein knallbunter Blumenstrauß mitten im Winter oder ein wohnungseigener Palmengarten sein kann, ist der Import exotischer Pflanzen auch mit zahlreichen Risiken und Umweltbelastungen behaftet, wie eine Studie jetzt herausgestellt hat.

Blinde Passagiere: Insekten, Pilze, Reptilien, Schädlinge

In der kürzlich in der Fachzeitschrift Bioscience veröffentlichten Studie stellen britische Forscher:innen und Kolleg:innen aus Hong Kong fest, dass importierte Schnittblumen und Topfpflanzen trotz Vorschriften und Grenzkontrollen ein wachsendes Risiko darstellen, weil die schiere Menge des Handels eine Überwachung und Kontrolle erschwert. Denn die zahlreichen blinden Passagiere - Insekten, Pilze, Reptilien und landwirtschaftliche Schädlinge - werden bei Kontrollen oft nicht entdeckt und können sich dann in ihrer neuen Heimat ausbreiten und verheerende Schäden anrichten. So wie beispielsweise auf der ursprünglich schlangenfreien Mittelmeerinsel Mallorca in Zierolivenbäumen eingeschleppte Schlangen eine existenzielle Bedrohung für dort heimische Echsenarten wurden.

Frosch im Blumenladen

Anlass für die Studie war die Erfahrung des Forschers Dr. Silviu Petrovan, einem Froschexperten, der in einen Blumenladen gerufen worden war, um einen südamerikanischen Laubfrosch zu identifizieren, der offenbar mit einer Ladung Blumen angereist war. „Einen südamerikanischen Laubfrosch in einem Blumenladen in Sheffield zu finden, war außergewöhnlich. Mir wurde klar, dass es sehr schwierig sein muss, sehr kleine landwirtschaftliche Schädlinge oder ihre Eier zu entdecken, wenn man ein so empfindliches kleines Wirbeltier lebend in einer Blumensendung finden kann, ohne dass es beim Zoll auffällt", erläutert der Forscher den kuriosen Fund.

Da es keine umfassende internationale Datenbank über die Arten und Anzahl von Schädlingen gibt, die auf importierten Zierpflanzen gefunden werden, ist es nicht ganz klar, wie groß das Problem tatsächlich ist. Um zumindest eine Momentaufnahme zu erhalten, analysierte das Team Aufzeichnungen über Schädlinge, die in den Jahren 2017-2018 in Zierpflanzen am Zoll in den Niederlanden gefunden wurden, und die in den Jahren 2021-2023 an das DEFRA im Vereinigten Königreich gemeldet wurden. In beiden Fällen handelte es sich bei über 80 % der abgefangenen Schädlinge um Insekten.

Neben der Einfuhr von Schädlingen hebt die Studie auch weitere schädliche Einflüsse des Blumen- und Pflanzenimports hervor:

  • Mikroplastik und Chemikalien, die während des Anbaus in den Boden gelangen
  • gesundheitsschädliche Pestizidrückstände bei der Verarbeitung von Schnittblumen
  • riesige Wassermengen, die für die Blumenzucht benötigt werden und die ansonsten für den Anbau von Lebensmitteln verwendet werden könnten (z.B. in Kenia)
  • der CO2-Fußabdruck, der durch das Kühlen und den Transport von Schnittblumen zwischen den Kontinenten entsteht
  • große Mengen von Pflanzen, die aus der freien Natur entnommen werden, darunter vom Aussterben bedrohte Kakteen-, Sukkulenten- und Orchideenarten.

Dennoch möchten die Forscher:innen den Blumen- und Pflanzenhandel nicht schlecht machen. Er schafft viele Arbeitsplätze und ist für die Wirtschaft weltweit wichtig, zumal er auch viele Menschen in ländlichen Gebieten unterstützt. Es gehe deshalb darum, das Pflanzengeschäft durch Gesetze und Zertifikate nachhaltiger zu machen und mit allen am Handel Beteiligten zusammenzuarbeiten. Bis dahin empfehlen die Forschenden eher auf Topf- als auf Schnittblumen zu setzen, da diese viel länger halten und auch weniger Emissionen verursachen - z.B. weil sie nicht gekühlt werden müssen.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung; Bild: Jochen Schaft from Pixabay - Stand: 6. Februar 2025