Von wegen Body Positivity
Studie: Vor allem weiße, westliche Frauen sehen ihren Körper weniger positiv und glauben, dünn sein zu müssen
Gefühlt hat sich die Einstellung zum weiblichen Körper in den letzten Jahren ein wenig gewandelt. Body Positivity, Shitstorm bei Body shaming und Werbung, die auch mal realistische Frauenkörper in Szene setzt. Tatsächlich ist es mit der Wertschätzung des eigenen Körpers aber nicht weit her und auch Schönheitsdideale setzen Frauen weiterhin zu - vor allem bei weißen westlichen Frauen. Einer aktuellen Studie zufolge empfinden diese nämlich - ungeachtet ihres Alters - besonders hohen Druck durch die Medien, schlank zu sein und bringen ihrem eigenen Körper deutlich weniger Wertschätzung entgegen als beispielsweise schwarze nigerianische Frauen oder chinesische Frauen. Das zumindest sagt eine britische Studie von Forscher:innen um die Psychologie-Doktorandin Louise Hanson von der Durham University.
Weil bisherige Forschungsarbeiten sich meist nur auf "westliche" Frauen konzentrieren und kulturelle Faktoren nicht mit einbeziehen, wurden in der aktuellen Studie 1.100 weiße westliche, schwarznigerianische und chinesische Frauen im Alter von 18 bis 80 Jahren einbezogen. Es wurde untersucht, wie sich Alter und Kultur auf die positive Einstellung und den Stolz der Frauen auf ihren Körper auswirken und welchen Druck sie erleben.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Wertschätzung des Körpers über alle Altersgruppen hinweg relativ stabil war. Das gilt als überraschende Erkenntnis, weil immer angenommen wurde, dass die Zufriedenheit mit dem Körper eher zunimmt, wenn wir älter werden. Der soziokulturelle Druck (also der Druck durch das Umfeld, die Medien usw.) war bei allen drei Gruppen deutlich spürbar.
Westliche Frauen haben größten Druck durch Medien
Dabei fühlten sich aber weiße westliche Frauen durch die Medien deutlich stärker unter Druck gesetzt, sich im Laufe ihres Lebens an schlanke oder athletische Körperideale anzupassen. Sie berichteten auch über ein geringeres Maß an Körperwertschätzung.
Schwarze nigerianische Frauen äußerten sich am positivsten über ihren Körper. Sie berichteten auch über einen weitaus geringeren Mediendruck in Bezug auf ihr Körperbild, der mit zunehmendem Alter abnahm.
Chinesische Frauen hingegen berichteten über den höchsten anhaltenden Druck durch Familie und Gleichaltrige in Bezug auf das Körperbild, aber der medienbedingte Druck war geringer und nahm mit dem Alter ab.
Die Forscher:innen empfehlen angesichts der Ergebnisse, dass nicht nur junge Frauen, sondern alle Altersgruppen berücksichtigt werden sollten, wenn es darum geht, für ein positives Körperbewusstsein zu sorgen. Außerdem geben die kulturellen Unterschiede Hinweise darauf, wo man jeweils zielgerichtet ansetzen könnte, um das Schlecht-Fühlen im eigenen Körper zu verhindern. Bei weißen westlichen Frauen wäre laut den Forscher:innen beispielsweise eine Verbesserung der Medienkompetenz hilfreich. Denn offenbar lassen sie sich davon in einem ungesunden Maß stressen.
Der vollständige Forschungsbericht ist in PLOS-ONE veröffentlicht.
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 5. August 2024