Burger, Pizza, Sandwich
Studie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung: Jede:r dritte junge Erwachsene isst mindestens einmal pro Woche bei einer Restaurant-Kette
Die Menschen in Deutschland essen immer häufiger in Fast-Food-Ketten und anderen Restaurants der sogenannten Systemgastronomie. Eine im 15. DGE-Ernährungsbericht veröffentlichte Studie der Hochschule Anhalt hat erstmals untersucht, wie sich die dort angebotenen Speisen zusammensetzen und was sie hinsichtlich einer sinnvollen Ernährung leisten. Außerdem wurden in einer Stichprobe 947 Menschen im Alter von 16 und bis 34 Jahren dazu befragt, wie und wie oft sie solche Angebote wahrnehmen und was sie sich von Fast-Food-Restaurants wünschen würden.
Schnell und immer gleich
Heraus kam, dass jede:r dritte junge Erwachsene mindestens einmal pro Woche bei einer Restaurant-Kette isst - entweder vor Ort oder To-go. Damit essen sie dort häufiger als in individuellen Restaurants oder Kantinen. Als wichtigste Motive nannten sie die gute Erreichbarkeit, den schnellen Service sowie das verlässliche, immer gleiche Angebot. „Menschen besuchen die Systemgastronomie besonders häufig, wenn sie sowieso schon unterwegs sind, etwa beim Einkaufen oder auf dem Arbeitsweg. Dass sich die jungen Erwachsenen außer Haus am häufigsten für die Systemgastronomie entscheiden, liegt auch am Preis sowie an Werbe- und Rabattaktionen und den genussorientierten Strategien der Anbieter“, sagt Prof. Dr. Katja Kröller von der Hochschule Anhalt.
Zu kalorienreich, zu viel Fett, Zucker und Salz
Wenig erstaunlich ist, dass Aspekte der Gesundheit und Nachhaltigkeit bei der Entscheidung für solche gastronomischen Angebote kaum eine Rolle spielen. Dabei kann es sogar eine abschreckende Wirkung haben, wenn Fast Food Restaurants plötzlich damit werben, etwas Gesundes oder Umweltfreundliches im Angebot zu haben. Das Phänomen, dass viele Menschen gesündere Lebensmittel automatisch mit einem schlechteren Geschmack in Verbindung bringen, wird in der Wissenschaft „unhealthy-tasty intuition“ (in etwa: ungesund-schmackhafte Intuition) bezeichnet und scheint auch in dieser Befragung bestätigt worden zu sein.
Ebenfalls nicht überraschend ist die Erkenntnis, dass die untersuchten Mahlzeiten zu viele Kalorien, zu viel Fett, Zucker und Salz enthalten. Die Werte, die die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empiehlt, werden bei den meisten Speisen und Speisenkombinationen deutlich überschritten.
Burger am beliebtesten
Das von den Befragten am häufigsten gewählte Produkt der Systemgastronomie ist der Burger. Ein Burger liefert durchschnittlich 430 kcal pro Portion, die beliebteste Beilage Pommes frites durchschnittlich 400 kcal pro Portion. Die meisten Kalorien liefern Pizzen mit über 1.200 kcal pro Portion. Salate und Wraps sind unter den Befragten weniger beliebt. Bei den Getränken stehen Soft- und Energydrinks an erster Stelle. Nur wenige Kombinationen wie Sandwich und Softdrink liegen mit 470 kcal sowohl bei Männern als auch bei Frauen unter dem Richtwert für eine Hauptmahlzeit. Dieser liegt für Männer bei 675 kcal und 525 kcal für Frauen. Auch bei vegetarischen und veganen Angeboten fallen die Werte ähnlich schlecht aus wie bei fleischhaltigen Varianten.
Aufgrund der Verzehrgewohnheiten der Befragten und der von ihnen häufig konsumierten Produkte sind die Mahlzeiten in der Systemgastronomie aus Ernährungssicht eher kritisch zu bewerten. Wer die Systemgastronomie häufig nutzt, riskiert eine übermäßige Kalorienzufuhr und Übergewicht. Dabei wünschten sich mehr als 60 % der Befragten eine größere Auswahl an gesundem Fast Food, mehr Fast Food aus ökologischer Landwirtschaft und weniger Verpackung. Kleinere Portionen waren allerding weniger angesagt. Nur 30 % wären dafür.
Wie gehts gesünder?
Wie geht es besser und gesünder? Um diese Frage zu beantworten, hat das Team der Hochschule Anhalt zusätzlich Onlineinterviews mit sieben Expert:innen geführt und deren Empfehlungen ausgewertet. Empfohlen wird, dass Anbieter:innen ihr Speisenangebot bzw. die Rezepturen anpassen: weniger Fett, weniger gesättigte Fettsäuren, weniger Salz und Zucker, dafür mehr Ballaststoffe. Das ist etwa durch mehr Gemüse und Hülsenfrüchte zu Lasten von Fleisch und Käse oder durch veränderte Garmethoden wie die Nutzung von Heißluftfritteusen statt klassischer Fritteusen möglich. Kleine Portionsgrößen sollten der Standard sein, insbesondere auch bei zuckerhaltigen Getränken. Bei Speisenkomponenten mit verschiedenen Stückzahlen wie etwa Nuggets sollte die Portionsgröße flexibel wählbar sein.
Außerdem sollte den Expert:innen zufolge die gesündere Alternative immer die einfachste und günstigste Wahl sein. Das kann so aussehen, dass beim Bestellvorgang die gesündere Alternative wie etwa eine kleine Portionsgröße voreingestellt ist und dass Kund:innen selbst aktiv werden müssen, um Extras zu bestellen. Es sollte eine kostenlose Nachfüllmöglichkeit für Wasser geben. Innerhalb einer Produktgruppe sollten gesündere Speisen weniger kosten als ungesündere, zum Beispiel durch gesenkte Mehrwertsteuer.
Auch, um nachhaltige Verpackungen zu verwenden, sollten wirtschaftliche Anreize sowohl auf Verbraucher:innen- als auch auf Anbieterseite geschaffen werden. Anbieter:innen sollten die gesünderen Angebote stärker sichtbar machen, sie mehr in den Fokus der Werbung rücken und in Aktionen berücksichtigen. Dabei sollte nicht auf dem Gesundheitsaspekt herumgeritten werden, meinen die Autor:innen, sondern lieber der Genuss hervorgehoben werden. Das sei geeigneter, um das Ernährungsverhalten positiv zu beeinflussen.
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 28. November 2024