Clever kochen - null Abfall
Autorinnen: Giovanna Torrico, Amelia Wasiliev
Neulich wurden zwei Studentinnen verurteilt, weil sie aus dem Container eines Supermarktes weggeworfene Lebensmittel "gestohlen" hatten. Lebensmittel, die sonst weggeschmissen worden wären. Die absurde Gesetzgebung, die so etwas zur Straftat erklärt, steht dem wachsenden Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln und möglicherweise auch der schwindenden Ernährungsgrundlage der Menschheit extrem entgegen.
Nicht so dieses Buch, das das perfekte Buch für alle Essensretter_innen und Reste-Verwerter_innen ist und für solche, die es werden wollen. In 100 Rezepten wird hier gezeigt, was man mit überreifen Früchten, Schalen, Abschnitten alles noch zaubern kann. Ob Lachshaut oder Grünkohlstängel - es ist für alle Geschmacksrichtungen was dabei. Manches klingt dabei wirklich gewöhnungsbedürftig - vor allem Vegetariern oder Veganern dürfte es bei dem ein oder anderen Rezept übel werden (ich sage nur, geröstete Markknochen, Tartar von der Lachshaut, Brühe aus Parmesanrinde). Aber hier gilt die Devise: Für eine Küche ohne Verschwendung! Und da ist es natürlich konsequent, wenn es denn schon Fleisch geben soll, auch alle Teile und vermeintliche Abfälle zu verwenden. Neben den 100 Rezepten gibt es auch Tipps zum Einfrieren, Einmachen und haltbar machen.
Die Rezepte sind gut beschrieben, leicht umsetzbar und mit sehr lecker aussenden Fotos garniert. Ich habe natürlich noch lange nicht alles gekocht, aber die Gnocchi aus altem Brot habe ich schon gemacht und sie sind nicht nur lecker, sondern auch mal eine echte Alternative zum armen Ritter. Altes Brot oder alte Brötchen fallen ja vor allem nach Partys gerne mal an. Es gibt auch viele ungewöhnliche Rezepte, die ich vermutlich eher nicht nachkochen würde (eingemachte Wassermelonenschalen), die aber interessant zu lesen waren (was man nicht alles essen kann!). Toll sind auch Tipps, was man mit alten Teebeuteln, Kaffeesatz und nicht mehr brauchbaren Zitronenschalen sonst noch anstellen kann (Dünger, Eistee, Putzmittel).
Genial finde ich auch solche Sachen wie Tomatenpulver aus Tomatenschalen, das man dann zum Beispiel zum Würzen von Chips oder für Saucen verwenden kann. Auch das Apfelschalen-Smoothie und das Orangenschalenpulver will ich unbedingt ausprobieren, hier hat mir allerdings ein Hinweis gefehlt, wie man mit behandelten Schalen von Zitrusfrüchten umgehen muss, denn Anti-Pilzmittel will man vielleicht nicht in Form eines Pulvers konservieren und dem nächsten Kuchen beimischen.
Insgesamt ein sehr schön gestaltetes, aufschlussreiches und zeitgemäßes Kochbuch, mit dem auch erfahrene Hobbyköche noch viele neue Sachen lernen können und das den Blick dafür schärft, welche wunderbar verwertbaren Lebensmittelbestandteile bei uns aus Unwissenheit im Mülleimer landen.
*Erschienen bei at Verlag*
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Autorin / Autor: luthien - Stand: 11. Februar 2019