Das Lächeln der Objekte

Studie zur menschlichen Erkennung von Gesichtern - auch da wo keine sind

Bild: Luise Weber

Gehört ihr auch zu denen, die fast überall Gesichter erkennen? In Wolkenformationen, Baumrinden, Fassaden, Steckdosen oder sonstigen leblosen Dingen? Dieser Drang ist ganz menschlich, und die Wissenschaft hat sogar einen Begriff dafür: "Pareidolie". Offenbar ist das menschliche Gehirn darauf trainiert, in erster Linie Gesichter zu erkennen. Professor Ottmar Lipp von der Queensland University of Technology erklärt das so: "Gesichter liefern eine Fülle von Informationen über die Menschen, mit denen wir interagieren. Und als soziale Wesen ist es für uns wichtig, diese Informationen zu erkennen und unser Verhalten anzupassen."

Die Spezialisierung unseres Verstands auf das Lesen von Gesichtern sieht der Forscher als eine Art Abkürzung, die uns hilft, die Welt zu verstehen. Interessanterweise wird dabei ein glücklich aussehendes Gesicht auch noch schneller und präziser erkannt als ein wütendes oder trauriges.

Natürlich kommen auch noch weitere Informationen, die wir über eine Person haben, dazu und beeinflussen die Wahrnehmung eines Menschen. So hat die Forschung festgestellt, dass wir ein glückliches Gesicht schneller bei weiblichen Personen erkennen als bei männlichen, dass wir es eher bei für jungen Gesichtern sehen, bei bekannten aus der eigenen Gruppe, bei Menschen, die wir attraktiv oder nett finden.

Glückliche Gesichter werden als eher weiblich definiert

Die Studie, die in der Zeitschrift Emotion der American Psychological Association veröffentlicht wurde, untersuchte, ob dieser Effekt nur bei menschlichen Gesichtern auftritt oder auch bei Beispielen von Pareidolie - also dem Erkennen von "Phantomgesichtern" in Dingen. Dazu wurden fast 100 Teilnehmer:innen zahlreiche Beispiele von Pareidolie gezeigt und gemessen, wie schnell ein Gesichtausdruck als glücklich oder wütend wahrgenommen wurde und was den Gesichtern außerdem noch zugeschrieben wurde.

Dabei stellte sich heraus, dass die Testpersonen glückliche Gesichter eher weiblich einstuften, während wütende Gesichter als eher männlich kategorisiert wurden, erklärte Professor Lipp. "Es gibt eine Reihe von Erklärungen dafür, die am weitesten verbreitete ist, dass wir bei Gesichtern, die wir als relativ positiv einschätzen, eher geneingt sind, Glück zu erkennen." Weibliche Gesichter würden oft positiver bewertet als männliche, so dass wir Glück bei weiblichen Gesichtern schneller sehen würden. Allerdings nur dann, wenn sie umgeben seien von männlichen Gesichtern. Würden wir hingegen nur männliche Gesichter sehen oder in uns fremde Gesichter schauen, würden wir auch auf diesen einen glücklichen Ausdruck schneller erkennen als einen ärgerlichen.

Zusammengenommen, so Professor Lipp, deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass wir die eingebildeten Gesichter genauso bewerten wie real existierende menschliche Gesichter. "Wir sind sehr darauf programmiert, Gesichter zu sehen. Alles, was einem Gesicht ähnelt, löst die gleichen sozio-kognitiven Verarbeitungsmechanismen aus wie echte Gesichter - sogar ein verbranntes Stück Toastbrot", so der Forscher.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 6. August 2024