Das Lied der Kämpferin

Autorin: Lidia Yuknavitch
Aus dem Amerikanischen von Claudia Max

Die Menschheit 2049. Eine Elite lebt auf einer Raumstation und zapft die letzten Ressourcen der zerstörten Erde ab. Technische Errungenschaft lassen noch ein Überleben zu, doch dieses Leben ist ein ganz anderes, als wir es kennen: Die Körper der Menschen haben sich extrem verändert, Kultur, Kunst und Religion haben sich in ihrem Sinn und der Ausführung gewandelt und werden zensiert. Jean de Men ist der Herrscher über dieses Reich und sein Ziel ist die vollständige Kontrolle über jegliches Leben. Aber das gefällt nicht allen.

Viel mehr verraten möchte ich nicht, denn es ist auch der Reiz des Buches, all die Zusammenhänge und Geschehnisse der Vergangenheit schrittweise zu ergründen. Der Stil der Autorin ist kompliziert und schwankt zwischen akademisch und umgangssprachlich bis hin zum Vulgären. Es wird aus der Sicht von starken Frauen erzählt und interessant dabei ist, dass sich die Erzählperspektive derselben Person im Laufe des Buches wandelt. Die brutal-nüchterne Beschreibung dieser neuen Welt lässt einen immer wieder schaudern und bang in die Zukunft schauen, da existierende gesellschaftliche Trends scharfsinnig weitergesponnen und auf die Spitze getrieben werden. Überrascht hat mich, dass eine Art Fantasy-Aspekt im Laufe der Geschichte zu tragen kommt, den ich nicht erwartet hatte. Symbolisch betrachtet passt er jedoch sehr gut in die Erzählung. Generell gibt es viel Symbolik, die ich an einigen Stellen auch nicht ganz durchschauen konnte.

Was mich jedoch sehr gestört hat, ist die extrem abwertende Weise, auf die gegen Ende des Buches eine Trans⚹Person beschrieben wird. Das hinterließ einen bitteren Geschmack und hat mir die ganze Geschichte im Nachhinein vermiest.

Vor allem wegen des letzten Punktes fällt es mir schwer, das Buch uneingeschränkt zu empfehlen, da ich eine solche Denkweise nicht unterstützen möchte. Auf der anderen Seites ist es eine einzelne Textpassage in einem Buch, das ansonsten viele andere wichtige Problematiken unserer Gesellschaft thematisiert. Da einige sehr gewalttätige Szenen beschrieben werden und der Stil auch gewöhnungsbedürftig ist, würde ich jedoch sagen, dass der Roman eher für ein älteres, sehr leseerfahrenes Publikum verfasst wurde.


*Erschienen bei btb*

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Autorin / Autor: Rebecca - Stand: 13. April 2021