Das wahre Gesicht hinter Deep Fakes

Studie der Uni Leeds: Hinter täuschend echten Bildern, Ton- oder Videoaufnahmen steht oft ein gesellschaftliches Problem, das angegengen werden sollte: Rassismus und Sexismus

Es ist immer ein großer medialer Skandal, wenn herauskommt, dass gefälschtes Film- und Fotomaterial im Umlauf ist, dem man auf den ersten Blick nicht angesehen hat, dass es sich um ein sogenanntes Deep Fake handelt. Deep Fakes sind täuschend echt wirkende, manipulierte Bilder, Audio- oder auch Videoaufnahmen, die oft mit Hilfe von künstlicher Intelligenz hergestellt werden.
Doch das Phänomen ist nicht erst ein Thema, seit es digitale Medien gibt. Es handele sich um ein jahrhundertealtes Problem, das lange vor der digitalen Technologie begann, so Dr. Habgood-Cooteaus. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der School of Philosophy, Religion and History of Science der Universität Leeds und Autor einer neuen Studie, die zeigt, dass Fotos und Videos schon seit mehr als einem Jahrhundert verändert werden. Dr. Habgood-Coote: "Die Vorstellung von einer goldenen Periode, in der Aufnahmen die Welt unproblematisch darstellten, ist eine Fiktion."

In seiner Untersuchung zeigt er mehrere Beispiele dafür auf: Berühmte Fotos aus den 1860er Jahren gaben vor, echte Geister einzufangen, darunter den Geist von Abraham Lincoln. Der Fotograf William Mulmer wurde des Betrugs beschuldigt, und nach einem aufsehenerregenden Prozess im Jahr 1869 schrieb ein Kolumnist der New York World: "Wer kann von nun an der Genauigkeit einer Fotografie vertrauen?" 

Auch bei den Aufnahmen des Spanisch-Amerikanischen Krieges im Jahr 1898 seien Fälschungen weit verbreitet gewesen, darunter inszenierte Kavallerieangriffe und die Verwendung von Spielzeugbooten zur Darstellung von Seegefechten. Ein anderes Beispiel: Bis in die 1980er Jahre waren die Film- und Entwicklungsverfahren so angelegt, dass nur weiße Haut akkurat abgebildet wurde, wobei die Hauttöne von Personen mit dunklerer Haut oft verändert wurden.

Rassistische und sexistische Propaganda

Besonders sogenannte Deepfake-Pornografie ist zu einem großen Problem geworden, da Prominente häufig ohne ihre Zustimmung in Sexvideos aufgenommen werden. Da hiervon unverhältnismäßig viele Frauen betroffen sind, ist Dr. Habgood-Coote davon überzeugt, dass diese Form der Pornografie mehr über Frauenfeindlichkeit als über Technologie aussagt. Die Bedrohung durch pornografische Deepfakes bestünde hauptsächlich darin, sexistische Propaganda zu verbreiten, so der Wissenschaftler.

Auch die Auswirkungen von Deepfakes auf Gruppen, die von Rassismus betroffen sind, ist laut der Studie besorgniserregend. Ein schwarzer "virtueller Influencer", Shudu Gram, löste beispielsweise 2018 eine Kontroverse aus, nachdem sich herausstellte, dass alle Bilder von "Shudu" von einem weißen Schöpfer computergeneriert worden waren, wie der New Yorker berichtet. Mit fast einer Viertelmillion Instagram-Followern wird "Shudu" oft in der Werbung für Produkte großer Marken wie Samsung, Louis Vuitton und Fila gezeigt.

Kürzlich wurde außerdem bekannt gegeben, dass Levi's mit der Erprobung von KI-generierten Modellen beginnen wird. Um das Einkaufserlebnis auf seiner Website abwechslungsreicher zu gestalten, sollen Kleidungsstücke an virtuellen Modellen mit verschiedenen Körpertypen, Altersgruppen, Größen und Hautfarben gezeigt werden. 

"Diese Beispiele werfen wichtige Fragen darüber auf, wie Deepfakes verwendet werden, um Randgruppen zu fetischisieren, zu kommerzialisieren und zu entmenschlichen", so Dr. Habgood-Coote. Er sieht Deepfakes nicht als Zeichen einer digitalen Apokalypse, sondern meint, wir sollten uns auf die sozialen Probleme hinter den Videos konzentrieren, wie Frauenfeindlichkeit und Rassismus. 

Anstatt sich auf die technsche Seite von Deepfakes zu konzentrieren, sollten wir lieber über eine Medienreform und einen institutionellen politischen Wandel nachdenken, um die sozialen Probleme zu bekämpfen, die hinter den Deepfakes stehen, so sein Fazit.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 6. April 2023