Datenschutz? Sehr kritisch!
Stiftung Warentest testete WhatsApp und Alternativangebote
Nachdem facebook den allseits beliebten WhatsApp Messenger aufgekauft hat, suchen viele NutzerInnen nun nach einer Alternative. Denn offenbar möchten nicht alle ihr gesamtes digitales Dasein in die Hände des Social Network Giganten legen, der ja nun nicht gerade für seinen zimperlichen Umgang mit Nutzerdaten bekannt ist. Und weil NutzerInnen nun massenhaft zu anderen Anbietern strömen, hat die Stiftung Warentest ein paar dieser Angebote nun mal genauer unter die Lupe genommen. Fazit des Schnellchecks: Von den vier getesteten WhatsApp-Alternativen Telegram, Blackberry Messenger, Line und Threema ist allein Threema im Hinblick auf den Datenschutz als unkritisch eingestuft worden. Die anderen Urteile reichen von "sehr kritisch" (WhatsApp, Blackberry Messenger, Line) bis zu "kritisch" (Telegram).
Kritisiert wurde etwa bei WhatsApp und Line die fehlende Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Die Anbieter können so die Nachrichten der Chattenden lesen. Line übermittelt in der Android-Version außerdem die die Seriennummer (IMEI) des Geräts unverschlüsselt an Dritte, bemängeln die Tester. Auch Adressbucheinträge werden ohne Zustimmung des Nutzers oder der betroffenen Dritten übertragen. Zusätzlich teilen sie die Telefonnummer sogar Dritten mit – ebenfalls ohne Verschlüsselung. Die Android-Version sendet selbst Daten unverschlüsselt, die der Nutzer eingibt. Darunter könnten auch Gesprächsinhalte sein.
*Kritische AGBs*
Die Tester fanden außerdem kritische Passagen in den AGBs der App-Anbieter. So behalten sich einige Anbieter vor, die AGBs zu ändern, ohne die Nutzer darüber zu informieren (WhatsApp, Line) oder die Übertragung von Kontaktdaten Dritter ohne deren Zustimmung. Bei Telegram fehlt ein ordnungsgemäßes Impressum sowie eine Kontaktadresse für Datenschutzfragen. Der Blackberry Messenger gestattet sich, die Informationen, die über den Messenger ausgetauscht werden, mit Erkenntnissen über den Nutzer aus anderen Quellen zu kombinieren.
Threema wurde als einziges der vier getesteten Angebote von den Testern als unkritisch eingestuft. Der Anbieter aus der Schweiz arbeitet mit einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, so dass der Anbieter selbst nicht mitlesen kann. Auch werden keine Nutzerdaten an den Anbieter oder an Dritte übermittelt. Einzige Kritik: die Software ist nicht quelloffen. Das bedeutet, dass letzlich auch nicht 100% überprüft werden kann, dass nicht vielleicht doch Daten in verschlüsselter Form kommuniziert werden. Die ThreemaApp ist verfügbar für Android (Preis: 1,60 Euro) und iOS (1,79 Euro).
*Nicht getestet, aber vielversprechend: TextSecure und surespot*
Wer besonderen Wert auf Datenschutz legt, fährt vermutlich mit den kostenlosen Apps surespot oder mit TextSecure von WhisperSystems am besten. Eine komplette Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und ein offen liegender Code machen beide zu vergleichsweise vertrauenswürdigen Angeboten, die von der Stiftung Warentest - vermutlich auch wegen ihrer derzeit noch geringen Verbreitung - allerdings nicht gestestet wurden. TextSecure gibt es bislang nur für Android.
Quelle:
Mehr zum Thema auf LizzyNet
- App-artig: Wie schützt man sich vor Datenklau?
Es gibt mittlerweile für fast alles eine App-vom Routenplaner über Diktiergeräte bis hin zu Taschenlampen. Aber Vorsicht: Die meisten von ihnen sind nicht so harmlos, wie sie scheinen.
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung Stiftung Warentest - Stand: 28. Februar 2014