Dating-Apps - voll romantisch?

Forschung: Dating-App-Paare wollen eher zusammenziehen und sind genauso zufrieden wie andere Paare

Es kursieren zahlreiche Vorurteile gegen Datingapps: Menschen präsentieren sich dort wie Ware, werden einfach weggewischt, weil das Äußere nicht gefällt, überhaupt zählt hier nur der Schein und keine inneren Werte. Und das schlimmste: man wird ständig ausgetauscht, weil es ja soooo viel Angebote und Konkurrent*innen gibt. Aber stimmt das wirklich? Forscher_innen der Universität Genf kommen hier zu einem ganz anderen Schluss. Sie werteten Informationen zu Paaren in der Schweiz aus, die sich über Datingapps kennengelernt hatten und aus einer Umfrage aus dem Jahr 2008 stammen.

Dabei zeigte sich, dass solche Paare stärkere langfristigere Beziehungsziele haben. So wollen sie beispielsweise eher zusammenziehen als Paare, die sich aus einer nicht-digitalen Umgebung kennen. Frauen, die mit ihrem Partner über eine Dating-App zusammengekommen waren, hatten außerdem mehr Bestrebungen, Kinder zu bekommen. Dating-App-Paare waren mit ihrer Beziehung im Endeffekt genauso zufrieden wie andere Paare. Und nicht zuletzt sorgen Dating-Apps offenbar dafür, dass sich Menschen aus unterschiedlichen Bildungsschichten eher treffen und dass auch geographisch entferntere Beziehungen sich leichter anbahnen.

Tatsächlich ergaben die 3.235 Datensätze von Über-18-Jährigen aber auch, dass frühere Dating Websites, auf denen man umständliche Fragebögen und Persönlichkeitsprofile ausfüllen musste, vor allem für Menschen über 40 Jahren und Geschiedene attraktiv waren. Mit der Einführung leicht zu bedienender Apps würden nun auch vermehrt junge Menschen angesprochen.

Offenbar stimmen also nicht alle Vorurteile, die über Dating-Apps kursieren. Menschen, die es ernst meinen und nicht nur auf ein schnelles Abenteuer aus sind, kann man offenbar auch auf digitalem Weg finden. Durch Corona werden Dating-Apps bei einsamen Herzen sicher eine zunehmend größere Rolle spielen. Bleibt dennoch zu hoffen, dass sie die echte Begegnung, diesen manchmal magischen Moment, wenn zwei sich angucken und es gleich funkt oder nach jahrelanger Freundschaft ihre Liebe entdecken, nicht vollständig durch eine hässliche Wischbewegung ersetzen.

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