Dein oder mein?
Studie: Wie wir anderen Gegenstände übergeben hängt davon ab, wem sie gehören
Wie oft wir wohl am Tag Gegenstände in die Hand nehmen oder an andere weitergeben? Und wie oft wir selbst fragen „kannst du mir mal bitte dieses oder jenes rüberreichen“? Auf jeden Fall so oft, dass wir nicht mehr bewusst darüber nachdenken, wie wir selbst oder andere dies tun.
Wenn uns jemand bittet, etwas rüberzureichen, tun wir dies meist automatisch. Meistens sind wir sogar so nett, beispielsweise die Schere oder Tasse so zu drehen, dass das Gegenüber diese leichter annehmen kann: mit Griff oder Henkel nach vorne. Geht es allerdings um die eigenen Gegenstände, so ist bei manch einem Schluss mit dem Entgegenkommen. Denn die übergeben wir seltener mit dem Henkel oder Griff nach vorne, wie Forscher_innen u.a. der University of East Anglia in dem Fachblatt „Psychological Science“ schreiben.
In Experimenten haben sie genau dies mit 42 Freundespaaren getestet. Ein bis zwei Wochen vor dem Test erhielten alle Teilnehmer_innen eine Tasse, die sie behalten durften. Diese unterschieden sich lediglich in der Hintergrundfarbe. Die Forscher_innen baten sie, die Tasse jeden Tag zu benutzen und nicht an andere weiterzugeben. Damit wollten sie erreichen, dass sich die Teilnehmer_innen in relativ kurzer Zeit als Besitzer der Tasse fühlten.
Während des eigentlichen Experiments saßen sich die Freunde am Tisch gegenüber, während ein Forscher eine Tasse (die von einem der Teilnehmer_innen oder eine fremde) vor einem der beiden abstellte. Einer der Freunde bekam nun die Anweisung, die Tasse in die Hand zu nehmen und vor dem Gegenüber abzustellen. Das Gegenüber wiederum sollte die Tasse in manchen Fällen annehmen und in anderen sich ruhig verhalten und nicht reagieren. Dies passierte stets im Wechsel, so dass Übergeber und Empfänger immer wieder wechselten. Das gesamte Experiment zeichneten die Forscher_innen mit einem Motion-Capture-System auf und werteten es so im Anschluss aus.
Wie erwartet drehten die Teilnehmer_innen die Tasse etwas mehr mit dem Henkel zu ihrem Gegenüber, wenn sie wussten, dieses würde die Tasse auch hochheben. Was den Forscher_innen aber auch auffiel: übergaben die Teilnehmer_innen die eigene Tasse, so drehten sie die Tasse weniger als wenn es sich um die Tasse des Gegenübers oder eines Fremden handelte.
Anscheinend haben die Testpersonen zu ihren eigenen Gegenständen so eine enge Bindung aufgebaut, dass sich dies unbewusst auf ihr Verhalten ausgewirkt hat.
Wer also demnächst ganz nett sein möchte, achtet selbst mal auf solch subtile Verhaltensweisen und überreicht auch die eigene Tasse oder Schere mit Henkel beziehungsweise Griff nach vorne.
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 6. Oktober 2016