Es gibt Freundschaften, die entstehen, weil man die gleichen Interessen hat oder ähnliche Ziele. Weil man gemeinsame Werte hat und Ideen. Und dann gibt es Freundschaften, die einfach schon immer da waren. In die man irgendwie hineinwächst und vor denen man nach Jahren oder Jahrzehnten steht und sich fragt, ob das jetzt wieder funktionieren würde.

Bei Niamh, Leonie, Elle und Helena ist das so. Die vier kennen sich schon immer, denn sie sind nicht nur alle in Hebden Bridge großgeworden, sie sind auch alle vier Hexen. Und zwar ganz schön begabte Hexen. Aber nach einem Bürgerkrieg gegen einen aufständigen Hexer haben sie sich auseinandergelebt.

Die Elementarin Helena, die Blitze vom Himmel zucken lassen kann und es bei schlechter Laune auch mal regnen lässt, ist inzwischen Hohepriesterin des Hexenzirkels ihrer Majestät (HIM). Währenddessen ist Niamh, eine Feinfühlerin, die die Gedanken anderer Lebewesen lesen kann, als Tierärztin tätig. Auch Leonie, ebenfalls eine Feinfühlerin, hat dem HIM den Rücken gekehrt und ihren eigenen Zirkel für BIPoC Hexen:r eröffnet. Und dann ist da noch Elle, eine Heilerin, die am liebsten vergessen würde, dass sie eine Hexe ist, was ihr auch ganz gut gelingt, bis ihre Tochter ebenfalls magische Fähigkeiten bekommt.

Doch nicht nur Holly entwickelt langsam aber sicher ihre magischen Fähigkeiten, da ist auch noch Theo, der über viel mehr Kraft verfügt, als ein Hexer eigentlich haben sollte. Theo ist eine echte Naturgewalt, hat seine Schule zerstört und die Orakel sehen eine düstere Zukunft voraus, die irgendwie mit ihm zusammenhängt: Das Ende aller Hexen. Wie soll man umgehen, mit einem Kind, das eine tickende Zeitbombe ist? Und ist es möglich, ganz nebenher ein paar eingerostete Freundschaften zu flicken?

Juno Dawson erzählt die Geschichte abwechselnd aus der Sicht der vier Freundinnen, was es den Leser:innen ermöglicht, sich in ganz verschiedene Perspektiven einzudenken. Einige dieser Perspektiven sind stellenweise vermutlich nicht für alle Leser:innen geeignet. Das Buch kommt daher auch mit einer Triggerwarnung daher. Für mich hat sie es durch die Perspektivwechsel zwischen den vier Hexen mühelos geschafft, mich schnell in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen.

In der kombiniert Juno Dawson gekonnt fantastische Elemente, Magie und Zauberei mit alltäglichen Fragen. Und so erzählt „Der Hexenzirkel ihrer Majestät“ nicht nur die Geschichte von Hexen, die magische Begabungen haben, sondern auch von vier Freundinnen, die aus ihrer Freundschaft irgendwie herausgewachsen zu sein scheinen und die Ideale und Wünsche aushandeln müssen. Es geht um Freundschaften, Identitätsfindung, LGBTQI Rechte und darum, wie wir miteinander umgehen. Dass die Protagonist:innen über magische Fähigkeiten verfügen, verleiht der Geschichte jedoch eine ganz eigene Würze. Eine Leseempfehlung für alle, die gerne von feministischen Hexen lesen und sich auf eine moderne Fantasygeschichte einlassen mögen.

*Erschienen bei  Knaur TB*