Der Plan zur Rettung der Welt
Autor: Nick Fuller Googins
ins Deutsche übersetzt von Thomas Salter
Emi freut sich auf den Tag Null: Das ganze Land ist in Feierlaune, die Parade steht an und die Erwachsenen sind deutlich entspannter als sonst. Alle, bis auf ihre Mama Kristina, die sich weigert den Tag Null wie alle anderen zu feiern, und sich stattdessen für einen Extraktionsdienst in dieser Zeit gemeldet hat. Emi und ihr Vater Larch wollen sich davon nicht die gute Stimmung verderben lassen. Schließlich hat es die Menschheit vor 15 Jahren geschafft, klimaneutral zu werden. Das hat nicht nur viel Schweiß, Zusammenhalt und Entbehrung gekostet, sondern auch viele Menschenleben. Familien wurden auseinander gerissen, Menschen mussten flüchten oder umsiedeln, ganze Städte oder sogar Länder sind nicht mehr bevölkert. Es gibt also gute Gründe zusammen zu kommen, zu feiern und gemeinsam zu gedenken. Also beschließen Emi und Larch sich über ihre Vereinbarung mit Kristina hinwegzusetzen und heimlich zur Festparade zu gehen. Als es zu einem Anschlag und zu einer Massenpanik kommt, kommen Emi und Larch zwar mit dem Leben davon, doch plötzlich haben sie noch ein ganz anderes Problem: Kristina ist verschwunden – und wusste scheinbar von den geplanten Anschlägen. Ist Emis Mutter und Larchs Frau nicht die, für die ihre Familie sie hält?
Nick Fuller Googins nimmt uns als Leserinnen und Leser mit auf eine Reise in unsere Zukunft – zumindest eine mögliche Version unserer Zukunft. Der Weg dorthin steht zwar nicht im Vordergrund der Geschichte, wird aber implizit durch Emis Schulprojekt und verschiedene Rückblenden miterzählt. Das war für mich am Anfang verwirrend, weil ich mich auf eine Geschichte einlassen musste, in der ich viel nicht verstanden habe. Was ist ein Extraktionsdienst? Was ist das Halbe-Welt-Abkommen? Was ist das große U? Meine Neugier auf diese neue Wirklichkeit hat mich aber gleichzeitig bei der Stange gehalten, wenn mich die eigentliche Story etwas gelangweilt hat.
Durch die vielen Einschübe und Rückblenden geht die vordergründige Handlung nur sehr langsam voran, und es passiert relativ zum Umfang des Buches gesehen recht wenig. Dafür versteht man immer besser, in welchem Umfeld und unter welchen Voraussetzungen Emi aufgewachsen ist, und was ihre Eltern (und deren gesamte Generation) erlebt haben. Die neuen Gegebenheiten, die der Autor erdacht hat, sind komplex und faszinierend. Ich finde es fast schade, dass sie in diesem Kontext nur den Hintergrund liefern durften, vor dem sich die eigentliche Handlung abspielt. Ich hätte gerne mehr darüber erfahren. Der Schreibstil des Buches ist flüssig und passt gut zur Handlung und den handelnden Personen. Eine Besonderheit im Schriftbild ist, dass der Autor auf alle Satzzeichen der direkten Rede verzichtet. Das ist insgesamt weniger störend, als ich vermutet hätte, und man gewöhnt sich recht schnell daran. Andererseits musste ich manche Stellen ein paar Mal lesen, um zu verstehen wer was sagt, und wie ein Gespräch verläuft.
Mir hat „Der Plan zur Rettung der Welt“ vor allem deshalb gut gefallen, weil es eine Vision aufzeigt, über die man nachdenken und diskutieren kann. Das hat mir auch bei „Der Anfang von Morgen“ von Jens Liljestrand schon sehr gut gefallen. Oft fehlt es uns an der nötigen Phantasie und Vorstellungskraft, um uns ein globales Morgen vorzustellen – egal, ob mit einem positiven oder einem negativen Verlauf. Deshalb finde ich Bücher, die uns dabei helfen besonders wertvoll, und kann auch „Der Plan zur Rettung der Welt“ auf jeden Fall weiterempfehlen.
Erschienen bei Heyne
Autorin / Autor: lacrima - Stand: 2. September 2024