Der verlorene Blick - Ein Mädchen erblindet

Autorin: Jana Frey

Buchcover

In dem Roman „Der verlorene Blick – Ein Mädchen erblindet“ von Jana Frey geht es um die 15-jährige Leonie und ihr furchtbares Schicksal: Nach einem Autounfall erwacht sie in einer Welt voller Dunkelheit, denn sie hat ihr Augenlicht für immer verloren.

Gerade noch saß sie nach einem Ausflug mit ihrem Bruder Siemens, ihrem Au-Pair Mädchen Katie, ihrer besten Freundin Janne und ihrem Freund Frederik im Auto und hörte Bob Marley, und im nächsten Moment liegt sie mit starken Schmerzen im Gesicht und einem dicken Verband um den Kopf im Krankenhaus.
In den nächsten Wochen ist sie nicht ansprechbar, ihre Eltern und ihre Freunde schaffen es nicht durch die Dunkelheit zu ihr durchzudringen. Erst als ihr kleiner Bruder Grischa sie besucht, wacht sie aus ihrer Trance auf. Langsam lernt Leonie Dinge zu meistern, die für sie früher alltäglich waren, wie gehen oder essen. Trotz der Unterstützung ihrer Familie, ihrer Freunde und dem Krankenhauspersonal möchte sie lieber sterben als nie wieder sehen zu können. Als sie entlassen wird, werden ihre Depressionen immer tiefer und es folgen Tage, an denen sie nichts anderes tut, als im Bett zu liegen. Die Menschen in ihrem Umfeld versuchen mit aller Kraft ihr zu helfen, aber das ist schwerer als sie denken. Dennoch geben diese nicht auf, und versuchen Leonies Leben wieder lebenswert für sie zu machen.

Das Buch ist 169 Seiten lang und aus der Ich-Perspektive Leonies geschrieben, was den Roman unglaublich emotional macht, da man sich gut mit der Protagonistin identifizieren kann. Überhaupt würde ich sagen dass „Der verlorene Blick“ eines der emotionalsten Bücher ist, das ich je gelesen habe. Unglaublich tiefsinnig, realitätsnah und berührend sind besonders die Stellen geschrieben, in denen Leonie am verzweifeln ist und keinen Ausweg mehr sieht. Bei diesen Stellen steigen einem immer wieder Tränen in die Augen.

Das Ende finde ich sehr gelungen: Es ist kein Happy End, denn wie soll man nach 15 Jahren mit voll funktionsfähigen Augen mit plötzlicher Dunkelheit zurecht kommen? Trotzdem sind ihr die Familie und die meisten Freunde treu geblieben und sie hat gelernt welche Menschen ihr in den schwersten Zeiten des Lebens zur Seite stehen und sie so hinnehmen wie sie ist.

Zusammenfassend kann man „Der verlorene Blick – Ein Mädchen erblindet“ als überaus gelungen und lesenswert bezeichnen. Ich kann jedem empfehlen die 5,95 Euro in eine unglaubliche Leseerfahrung zu investieren.

Die Autorin beschreibt unglaublich authentisch wie sich Leonie fühlt und wie sie an dem Verlust ihres Augenlichts zu zerbrechen droht.

Es ist genauso für Jugendliche wie für Erwachsene geeignet. Der Klappentext deutet an, dass es weniger um Leonies Schicksal als im ihre Beziehung zu Frederik geht, was ich als sehr schade empfunden hätte. Doch diese „Befürchtung“ wurde nicht bestätigt, Frederik ist zwar immer mal wieder im Gespräch aber nicht das Hauptthema. Erst gegen Ende, als Leonie etwas besser mit ihrem Leben zurecht kommt, rückt die Liebesbeziehung mit ihm wieder in den Vordergrund, aber immer auf der gleichen „Ebene“ wie Leonies Blindheit.

Der Roman regt zum Nachdenken an, was mir bei Büchern immer sehr sympathisch ist. Man wird sich bewusst, dass wir manche Dinge als viel zu selbstverständlich hinnehmen und uns nicht weiter darüber Gedanken machen wie wichtig sie für uns eigentlich sind.

Ein großes Lob an Jana Frey die es schafft, ein so schwieriges Thema unglaublich authentisch und gefühlvoll wiederzugeben.

*Erschienen bei: Loewe *

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Autorin / Autor: anna95 - Stand: 25. Februar 2013