Der Wächter der Winde
Autor: Oliver Plaschka
Auf dem Rückweg der Beerdigung von Bella, der Tochter ihres Erzfeindes Alexander, gerät Antonia mit ihrem Mitarbeiter Francis und ausgerechnet eben diesem Erzfeind, seinem Sohn Bastian und seiner Chauffeurin Swaine in einen Sturm. Und das auch noch am Big Sur, dem Stück Kaliforniens, an dem vor 12 Jahren Antonias Mann Ross und ihre Tochter Mira verschwunden sind.
Zu anderen Zeiten, aber am selben Ort, geraten auch der junge Glückssucher Fernando und die beiden Ganoven Stephanie und Rince in einen Sturm. Die acht Reisenden aus verschiedenen Zeiten stranden in einer magischen Welt, die leer und doch voll ist. Voll von riesigen Windmühlen, leerstehenden Häusern und vor allem voller Träume.
Es ist die Welt, die Ross für Mira erschaffen hat und in die der Magier seine Exfrau, seinen Erzfeind und all die anderen gelockt hat, und in der sie ihm und seinen Wünschen, Träumen und Fantasmen bedingungslos ausgesetzt sind. In der Welt unter dem Winde leben neben Ross und Mira nur Caliban und Ariel, dem Geist, der die Welt geschaffen hat und Ross zur Seite steht.
Oliver Plaschka versucht sich hier an einer "neuartige Fantasy-Variante“ von Shakespeares "Der Sturm". Und auch wenn man das Stück noch nicht gelesen hat, dürfte das eine oder andere Motiv oder einige der Figuren einem aus anderen Referenzen bekannt vorkommen und auch der Verlauf der Geschichte lässt sich ab einem bestimmten Punkt erahnen. Das ist weder gut noch schlecht und geht mit einer Theater-Adaption ja nun einmal auch einher.
Gut gefallen hat mir, dass Plaschka sich nicht damit begnügt zu beschreiben, was in der Welt unter dem Winde geschieht, sondern in Rückblenden immer wieder zeigt, wie die Protagonist_innen zueinander stehen. So bekommen fast alle vorkommenden Figuren einen dichten Hintergrund und gewinnen einiges an Tiefe.
Nur bei ein paar Figuren habe ich den Eindruck, dass es besser gewesen wäre, wenn der Autor sich etwas weniger streng an die bekannte Vorlage gehalten hätte, oder selbst noch ein paar Verknüpfungen zwischen den Protagonist_innen aus unterschiedlichen Zeiten geschaffen hätte. Vor allem über Caliban hätte ich gerne mehr erfahren, da mir diese Figur noch jede Menge Potential für spannende Geschichten zu bieten scheint.
Alles in allem eine nette Unterhaltungslektüre, die mich wohl nicht allzu lange begleiten wird.
*Erschienen bei Knaur TB*
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Autorin / Autor: Johanna94 - Stand: 17. Oktober 2022