Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern
Autorin: Natalie Standiford
übersetzt von Claudia Max
Die Familie Sullivan ist entsetzt, als sie sich bei ihrer stinkreichen Großmutter Lou Almighty einfinden müssen und diese verkündet, dass sie die ganze Familie enterbt hat. Sie stellt eine Bedingung, unter der sie sich überlegen könnte, das Testament wieder rückgängig zu machen. Sie fühlt sich von einem Familienmitglied betrogen, weil es sie schmerzlichst verletzt hätte und wünscht nun umfassende Bekenntnisse dieser Person. Dass dafür nur eine der drei Sullivan-Schwestern verantwortlich sein kann, darüber sind die Sullivans sich einig. Also beginnen Natalie, Jane und Sassy zu schreiben und erzählen jede ihre Geschichte…
„Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern“ ist ein frisches, fesches Buch, versehen mit allerlei Witz und Charme. Ich habe mich herrlich unterhalten gefühlt, jedoch auf einer niveauvollen Ebene, denn Natalie Standiford wirkt mit ihrer Geschichte unterschwellig auf ebenjenem höheren Niveau.
Der Aufbau dieses Romans ist etappenweise und ziemlich spannend angelegt. Eine alte und zugeknöpft scheinende Großmutter namens Lou Almighty (!) verlangt die Sünden-Bekenntnisse ihrer Enkelinnen, denn eine von ihnen soll etwas dermaßen Unerhörtes getan haben, dass Almighty die ganze Familie kurzerhand enterbt hat.
Folglich ist „Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern“ in drei Abschnitte oder auch Bekenntnisse eingeteilt, in der je eines der Mädchen zu Wort kommt. Dieser Aufbau ist ziemlich genial, denn sobald ich die eine Protagonistin lieb gewonnen hatte, „musste“ ich mich schon mit der nächsten anfreunden. Was sehr gut funktionierte, da ich besagte nachfolgende Protagonistinnen bereits im ersten Bekenntnis am Rande kennengelernt habe. Es war nämlich auch ziemlich interessant, von der Außensicht der Schwestern in die Innensicht zu wechseln und zuvor merkwürdig scheinende Verhaltensweisen auf diese Art und Weise nachvollziehbar erklärt zu bekommen.
Die Geschichte wird von den drei Schwestern aus der Ich-Perspektive erzählt und richtet sich dabei an ein „Du“, die Großmutter, wodurch ich mich dennoch direkter angesprochen fühlte.
Inhaltlich sind die einzelnen Bekenntnisse nachvollziehbar, zumindest wenn man sich in die konservativen und verschrobenen Wert- und Traditionsvorstellungen einer älteren Dame hineinversetzt. Dass die Familie Sullivan katholisch orientiert ist, verbessert die Aussichten der Mädchen nicht gerade. Von Bekenntnis zu Bekenntnis ist eine atmosphärische Spannungssteigerung deutlich spürbar, die sich entweder darin äußert, dass die Protagonistin selbst ihre „Vergehen“ als unheimlich schlimm empfindet oder weiß, dass Almighty sie als solche definiert. So war ich während des Lesens komplett gefesselt und wollte ununterbrochen mehr von diesen Worten in mich aufsaugen.
Im Mittelpunkt stehen neben den Bekenntnissen die Sichtweisen der drei Mädchen auf die Welt und ihre eigenen Probleme mit dem Erwachsenwerden. Es fällt einem leicht, sich mit mindestens einer Figur zu identifizieren, denn Natalie Standiford kreiert durch ihre drei Charaktere einen ziemlich umfassenden Rundumblick. Dieser Rundumblick besticht durch ehrliche Gefühle, philosophische Gedankengänge und der Suche nach einem Sinn und selbstverständlich auch der ganz großen Liebe, die sich über alle Grenzen hinweg setzen muss.
Den Vogel schießt schließlich das Ende ab, von dem ich immerzu ahnte, dass es in seiner Banalität womöglich nicht zu übertreffen sei und genau so, aber dann doch ganz anders, kam es dann!
Mein endgültiges Urteil:
Es wird heiß hergehen in „Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern“. Ich möchte nichts verraten, außer, dass sogar Mord im Spiel sein wird. Das Cover ist ansprechend und der Geschichte angemessen gestaltet und lud mich unversehens zum Lesen ein! Diese quirlige Familiengeschichte kann ich uneingeschränkt empfehlen, denn sie birgt gute Laune, vielversprechende Ansätze zum Nachdenken und hat das gewisse Etwas, das diesen unbezahlbaren Unterhaltungswert ausmacht!
*Erschienen bei Carlsen*
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Autorin / Autor: charlielou - Stand: 22. November 2012