Die 25-jährige Emmie kehrt zurück an de Ort, wo sie im Sommer immer ihre Ferien verbracht hat und wo ihr kleiner Bruder verschwand. Ihr Verhältnis zu ihren Eltern ist sehr belastet. Kein Wunder, denn diese verhalten sich äußerst merkwürdig. Über den kleinen Bruder, und was einst mit ihm geschah, wird geschwiegen. Emmie möchte das Rätsel lösen und begibt sich auf Spurensuche. Ist der Nachbar oder gar der Vater pädophil und hat den kleinen Robin ermordet? Oder lebt ihr Bruder noch? Hat ihre Mutter was damit zu tun? Oder ist am Ende alles ganz anders? Rätsel über Rätsel.

Die beiden Autor:innen sind ein Tochter-Vater-Gespann. Für Molly Börjlind ist es das Debut, ihre beiden Eltern sind überaus erfolgreiche Serienautor:innen. Das weckt Erwartungen, dies sich hier leider nicht erfüllen. Ich habe es wirklich mit Neugierde gelesen und mag Geschichten um dunkle Familiengeheimnisse. Aber das war dann doch ein bisschen zu viel Mysteriöses. Die Erzählweise ist langatmig, ohne dass man wüsste, wofür diese vielen Zeilen gut sein sollen. Es zieht sich endlos, während ein geheimnisvolles Accessoire (ein gelbes Kinderkleid mit Blutfleck, ein Gemälde ihres kleinen Bruders mit rotem T-Shirt etc.) nach dem anderen präsentiert wird. Dazwischen allerlei unschöne Familiendetails: der Vater Alkoholiker (und pädophil? suizidal? usw.), die Mutter (Untreu? Gefühlskalt? Hat ein Kind mit einem anderen? Mit wem? Dem Künstler? Der vielleicht auch pädophil ist?). Natürlich zeichnet sich auch ab, dass mit Emmie und auch ihrem verschollenem Bruder irgendwas nicht stimmt (Wer tötete Tiere als Kind?). Am Ende wusste ich vor lauter Rätselhaftigkeit tatsächlich nicht mehr, was Sache ist und worum es eigentlich geht. Leider quält man sich durch die Seiten in der Hoffnung, am Ende käme Licht in die Sache. Ich hatte leider nur ein Fragezeichen - bis zum Schluss.

Für mich also leider kein "Spannungsroman" und auch sprachlich nicht besonders mitreißend. Wer Geheimnisvolles mag und diesen speziellen Nordic-Noir-Touch liebt, der kommt vielleicht trotzdem auf seine Kosten. Ich fand es allerdings echt ziemlich zäh.

*Erschienen bei btb*