Endlich frei! Jade kann es kaum fassen, als sie es endlich an der berühmten Ashriver Academy ankommt, die gut verborgen in der kanadischen Wildnis liegt. Hier will sie sich nicht nur vor ihrer kontrollsüchtigen Mutter verstecken, sondern auch endlich mehr über die magische Welt lernen, die diese ihr bis jetzt vorenthalten hat – Jade ist nämlich eine Sirene und kann andere mit ihrer Stimme bezaubern. Bei Asher, dem gutaussehenden Erben des Magierhauses, hat sie das jedoch gar nicht nötig, denn die beiden gefallen sich auf den ersten Blick. Doch Asher hat gewisse Verpflichtungen gegenüber der magischen Sonderkommission – und Jade hat ein Geheimnis, dem er auf keinen Fall auf die Spur kommen darf.

Das Buch ist insgesamt unterhaltsam und lässt sich gut und zügig lesen, da es kaum Längen hat. Man hat Lust, mehr über die magische Welt zu erfahren, die vor den Menschen verborgen liegt, und ist neugierig auf die Hintergründe und Motive der Charaktere. Auch die Idee, dass es verschiedene Häuser gibt, die mit unterschiedlichen Kräften und Eigenschaften ausgestattet sind und jeweils eigene Ziele verfolgen, ist interessant und bringt eine neue Ebene in die Erzählung.

Allerdings gibt es auch wenige Momente, in denen echte Spannung aufkommt oder die einen wirklich überraschen. Viele Element der Geschichte sind eher klischeehaft: Ein unerfahrenes hübsches Mädchen wird von einem attraktiven und beliebten Jungen in eine ihr unbekannte Welt eingeführt und obwohl er den Ruf hat, ein Frauenheld zu sein, und die beiden aus unterschiedlichen Häusern und gesellschaftlichen Schichten stammen, verlieben sie sich unsterblich ineinander. Doch natürlich gibt es Komplikationen und Missverständnisse, die durch ein bisschen Kommunikation eigentlich schnell aus der Welt geschafft werden könnten, und das Mädchen muss am Ende von dem Jungen gerettet werden. Außerdem waren mir einige der Charaktere etwas zu unterentwickelt und während einige eher kleine Probleme dramatisch aufgebauscht wurden, wurden andere meiner Meinung nach viel zu schnell fallen gelassen.
Zusätzlich hatte ich Probleme mit Jades Kräften. Als Sirene kann sie die Menschen um sich herum so betören, dass diese nicht anders können, als sich magisch von ihr angezogen zu fühlen und sich quasi auf sie stürzen zu wollen. Ich verstehe zwar das Konzept dahinter und die Problematik wird im Buch auch thematisiert – aber die Botschaft, dass die Frau an sexuellen Übergriffen selbst schuld ist, weil sie eine einfach unwiderstehliche Aura ausstrahlt, bereitet mir trotzdem ein wenig Bauchschmerzen.

Zusammenfassend denke ich, dass das Buch bei Fans von Romantasy gut ankommen wird; ich würde es aber eher Leser_innen empfehlen, die die teilweise düstereren und problematischeren Themen des Buches gut reflektieren können.


Erschienen bei One