Die Geschichte von Baby und Solo
Autorin: Lisabeth Posthuma
Aus dem Englischen von Sophie Zeitz
Joel ist 17 Jahre alt und hat eigentlich nur ein Ziel: Er will ein ganz normaler Teenager sein mit einem ganz normalen Leben. Denn seit dem Schlimmen, das passiert ist, muss Joel mit seiner Macke leben, wodurch sein Alltag lange ganz anders ausgesehen hat als der von anderen Jugendlichen in seinem Alter. Nachdem er viel Zeit in psychiatrischen Anstalten verbracht hat, gehören Termine mit seinem Therapeuten nun zu seiner wöchentlichen Routine. Um einen weiteren Schritt hin zu einem normalen Leben zu machen, empfiehlt sein Therapeut Joel einen Nebenjob. Dass seine Eltern nicht gerade begeistert sind, macht den Vorschlag für Joel noch interessanter – und so bewirbt er sich kurzerhand in einer Videothek. Er bekommt den Job tatsächlich und genießt es von Anfang an, sich in einem Umfeld zu bewegen, in dem niemand von seiner Vergangenheit oder dem Schicksal seiner Familie weiß. Bei Royo Video ist einfach nur ein weiterer Mitarbeiter, der Videos sortiert, Kunden berät und mit seinen Kollegen scherzt. Dort lernt er auch Nicole kennen, mit der er sich direkt gut versteht. Doch als die Freundschaft zwischen den beiden enger wird, fürchtet Joel, dass sich Nicole von ihm abwenden könnte, wenn sie zu viel über ihn erfährt. Doch kann eine Freundschaft auf die Dauer so funktionieren?
Meine Meinung zum Buch
Lisabeth Posthuma hat mit „Die Geschichte von Baby & Solo“ einen sehr liebevollen und einfühlsamen Roman über Freundschaft, Familie und Vertrauen geschrieben. Auch das Thema mentale Gesundheit und dessen Auswirkungen auf eine Familie oder das Leben eines Menschen beschreibt die Autorin plastisch und lebhaft, was mich sehr beeindruckt hat. Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, war die Beschreibung der Videothek als zentraler Ort dieser Geschichte. Auch wenn von Zeit zu Zeit Konflikte auftreten, ist die Videothek stets ein Ort, den Joel gerne aufsucht, der von schönen Momenten geprägt ist, und an dem Gleichgesinnte, Kunden wie Mitarbeitende, zusammenkommen. Generell ist die Geschichte von einer gewissen Wärme und Leichtigkeit durchzogen, und hat mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Obwohl durchaus ernste Themen behandelt werden und die Geschichte sich nicht immer nur zum Guten entwickelt, ist die Atmosphäre überwiegend positiv. Darüber hinaus schreitet die Handlung in einem angenehmen Tempo voran, sodass man an der einen oder anderen Stelle mit den Protagonisten mitfiebert, ohne dass man sich durch die Geschichte gehetzt fühlt.
Was mir besonders aufgefallen ist: Die Story spielt in den 90er Jahren (daher auch die Videothek als relevanter Ort), wodurch die Abwesenheit von Referenzen moderner Popkultur nicht negativ auffällt, sondern eher zu einem Merkmal der Geschichte wird. Ich finde die Idee reizvoll und die Umsetzung auf jeden Fall gelungen.
Insgesamt hat mir „Die Geschichte von Baby & Solo“ wirklich sehr gut gefallen. Dieses Buch hat mich gleichermaßen berührt und unterhalten. Inzwischen habe ich fast das Gefühl, ich würde Joel und Nicole vermissen, und würde mich auf jeden Fall über eine Fortsetzung oder eine weitere Geschichte aus der Feder von Posthuma freuen.
Erschienen bei dtv Reihe Hanser
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Autorin / Autor: lacrima - Stand: 12. Dezember 2023