Die Krone der Elemente
Autor: Matthias Oden
Dieses Buch ist ein wahrer Wälzer und ich habe mich sehr darauf gefreut, mal wieder in einen so richtig epischen Fantasy-Roman einzutauchen. Eigentlich fängt es auch gleich gut an. Ein merkwürdiges Artefakt wird ausgegraben. Seher sehen nie dagewesene Zeichen. Die Zeichen stehen auf dramatische Veränderungen. Mit dabei: Ein überalteter Kaiser, dessen desolater gesundheitlicher Zustand geheim bleiben soll, eine junge ehrgeizige Heerführerin mit einer mächtigen Waffe, ein zunächst scheinbar mäßig begabter Seher, dem plötzlich eine riesige Aufgabe zuteil wird und diverse Landsfürsten, die intrigieren, mauscheln, verraten und nur ihre eigenen Ziel verfolgen. Tatsächlich verläuft sich die Geschichte dann aber schnell in komplexen Erzählsträngen, einer Vielzahl von Figuren, Namen, Interessensgruppen und fremd klingendenen Bezeichnungen.
Leider weist der Roman Längen auf. Man quält sich förmlich durch Seiten, auf denen es vor lauter Namen und fremd klingenden Ausdrücken nur so wimmelt. Der Stil, für den der Autor in seinem letzten Roman Junktown so gelobt wurde (den ich aber leider nicht kenne), ist zumindest in diesem Roman anstrengend und sehr nominal. Wenn ein Satz zu einem Drittel aus Namen und einem weiteren Drittel aus unbekannten Begriffen besteht, bleibt nicht meh viel Raum, um Atmosphäre und Spannung zu erschaffen. Ein Beispiel für einen solchen Satz, der mir haften geblieben ist: "Die leise Mädchenstimme war die Begines, seiner Persevantin, Nachfahrin Gaidoalds, einer Meurin." Da entsteht bei mir einfach kein Bild. Mir sind darum die meisten Figuren, Landschaften und Konflikte irgendwie sehr fremd geblieben, auch wenn ich mich bemüht habe, nicht gleich aufzugeben. Tatsächlich habe ich erst ab der Mitte des Romans angefangen, mich für einzelne Figuren zu interessieren - etwas für den Seher Grautwis.
Allerdings hatte ich da schon den Eindruck, die eigentliche Geschichte nicht aufmerksam genug verfolgt zu haben und darum viele Dinge nicht zu verstehen. Da jedes Kapitel einen eigenen Erzählstrang verfolgt, wie es ja bei solch komplexeren Geschichten auch üblich ist, müsste eigentlich jeder Erzählstrang fesseln, damit man bei der Stange bleibt. Leider hat das bei mir nicht funktioniert. Als ich das Buch dann endlich geschafft hatte, wollte ich natürlich schon wissen, wie es weitergeht, es müsste allerdings deutlich an Spannung draufgelegt werden, damit ich mich noch einmal herantraue.
Was mir allerdings wirklich gut gefallen hat, ist die Selbstverständlichkeit, mit der Frauen in Odens Fantasy-Werk eine gleichberechtigte Rolle spielen. Sie müssen nicht gute Elfe oder böse Hexe sein, um eine bedeutende Rolle zu spielen, auch sind sie als Kriegerinnen keine wundersamen Exotinnen, sondern normaler Bestandteil der beschriebenen Welt. Überhaupt bestechen die Figuren durch das Fehlen von Klischees, sie sind mehrdimensional und vielschichtig, entziehen sich der üblichen Schwarz-weiß-Malerei. Auch kann man erahnen, dass viele Aspekte des Romans durchaus aktuelle Anknüpfungspunkte bieten: Eine übersättigte, auf Ungleichheit angelegte Gesellschaft, in der einzelne Interessensgruppen nach einer langen Zeit des Friedens und Wohlstands die Büchse der Pandora öffnen...
Insofern dürfte man schon gespannt sein sein, wie sich der Roman noch entwickelt.
*Fazit:* Ein sehr komplex angelegter Fantasyroman ohne die üblichen Stereotype, der aber leider aufrgund einiger Längen, zu vieler Ort- und Personennamen etwas anstrengend zu lesen ist. Fortsetzung folgt und wird sicher besser!
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Autorin / Autor: luthien - Stand: 23. Januar 2019