Die Lüge offenbart sich im Detail
Forschung am LieLab Amsterdam: Neuer Ansatz zum Erkennen von Lügen
Wie lässt sich zuverlässig erkennen, ob eine Person lügt oder nicht? Diese Frage beschäftigt Forschende schon sehr lange und es wurden die verschiedensten Methoden ausprobiert, um Lügner:innen zu entlarven. Haben sie einen schnelleren Herzschlag? Erhöht sich der Blutdruck? Schwitzen oder blinzeln sie? Fassen sie sich häufiger ins Gesicht? Verändert sich die Stimme? Zeigt sich das Lügengerüst gar im Gehirn? Es gibt eine Vielzahl von Signalen, die Schwindler:innen verraten sollen, doch die meisten von ihnen sind ziemlich unzuverlässig.
Was gesagt wird, nicht wie, ist entscheidend
Forscher:innen am LieLab ("Lügen-Labor") Amsterdam haben nun in der Universität Maastricht und der Universität Tilburg einen neuen Ansatz entwickelt, der bei der Aufdeckung von Lügen helfen soll: die Details. Die Idee ist, viel mehr auf das zu hören, was gesagt wird, statt darauf zu hören, wie es gesagt wird oder welche körpersprachlichen Signale damit einhergehen.
Lügenforscher Bruno Verschuere merkt an, dass es sich sehr kontraintuitiv anfühle, nur auf das zu hören, was die Leute sagen, und nicht auf alle möglichen anderen Signale zu achten, z.B. darauf, wie überzeugend oder emotional jemand seine Geschichte vermittelt. "Aber Menschen, die die Wahrheit sagen, können eine reichhaltige Beschreibung geben, weil sie das Ereignis tatsächlich erlebt haben, während Lügner zwar mit Details aufwarten können, dies aber das Risiko erhöht, erwischt zu werden".
Um ihre Methode zu überprüfen, führten Forscher:innen eine Reihe von Laborexperimenten durch. Darin wurden Testpersonen in Gruppen von Schuldigen und Unschuldigen aufgeteilt. Die schuldige Gruppe sollte eine Prüfungsaufgabe aus einem Schließfach stehlen. Die unschuldige Gruppe sollte einfach eine halbe Stunden auf dem Campus verbringen und dort irgendwas machen: Kaffee trinken, in die Bibliothek gehen, Freunde anrufen. Anschließend sollten beide Gruppe aussagen, sie hätten eine halbe Stunde auf dem Campus verbracht. Die Aussagen wurden anschließend in verschiedenen Formen (handschriftliche Aussagen, Video-Interviews, Live-Interviews usw.) anderen Testpersonen zur Bewertung vorgelegt. Dabei durften die Bewerter:innen zunächst alle vorhandenen Signale zu Rate ziehen. Dabei zeigte sich, dass es ihnen sehr schwerfiel, die richtigen Schlüsse zu ziehen und die Ergebnisse waren in etwa so gut oder schlecht, als wenn sie geraten hätten.
Menge der Details ist aussagekräftig
Wurden sie aber angewiesen, sich nur auf die Menge der Details (Ort, Person, Zeit, Ort) in der Geschichte zu verlassen, waren sie durchweg in der Lage, Lügen von Wahrheiten zu unterscheiden.
Denn wer tatsächlich auf dem Campus herumgelaufen war, konnte mehr und lebendigere Details preisgeben als jemand, der in Wirklichkeit ganz woanders gewesen war. Zwar können Lügner:innen auch Details erfinden, diese sind aber heikel, weil sie widerlegt werden könnten. Lügner:innen bleiben darum meist vage in ihren Beschreibungen.
Für die Forscher:innen ist der Ansatz erfolgversprechender, als sich auf eine Vielzahl von Signalen zu verlassen, die im Zweifelsfall gar nicht so schnell gleichzeitig erfasst werden können.
Wenn ihr euch als mal als Hobby-Detektiv:innen betätigen wollt, dann versucht, auf die Detailfülle zu achten und vergesst vermeintlich verräterische Körpersprachensignale.
Quelle:
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 27. März 2023