Habt ihr auch schon einmal eine richtig schnulzige Ballade auf den Ohren gehabt und seid dann Joggen gegangen? Wäre wahrscheinlich gar nicht so einfach, dabei Tempo zu machen. Wenn wir zur Musik laufen, passen wir unsere Geschwindigkeit nämlich meist unbewusst an das Lied an, das wir gerade hören. Wie schnell wir voran kommen, das bestimmt allerdings nicht nur der Takt, sondern auch die Musikrichtung, meint ein Forscherteam um Marc Leman von der Universität Gent.

18 Testpersonen ließ das Team in einer Sporthalle im Kreis gehen. Währenddessen hörten sie Stücke aus einer Liste von 52 Songs, die die ForscherInnen zuvor sorgfältig ausgewählt hatten: Alle Songs hatten das gleiche Tempo und einen Viervierteltakt. Ein Sensor an den Fußgelenken der Teilnehmenden übermittelte deren Schrittgeschwindigkeit und -länge. Das Ergebnis: Obwohl alle Songs das gleiche Tempo hatten, aktivierten einige mehr und andere weniger zum elanvollen Laufen. So erhöhten die Testpersonen zwar nicht ihre Geschwindigkeit – sie liefen ja im Takt – dafür aber ihre Schrittlänge, je nachdem welcher Musikstil gerade lief. Pop- und Techno-Klänge erhöhten die Schrittlänge, wohingegen die Läuferinnen bei Jazz- oder Reggae-Songs weniger Meter zurücklegten.

Je sanfter die Klänge und vor allem je komplexer die Stücke, umso kleiner wurden die Schritte. So kamen die TeilnehmerInnen bei dem weniger komplexen Song „Barbie Girl“ von Aqua großen Schrittes besonders schnell voran.

Wer beim Gehen nicht einschlafen möchte, sollte es also mit einfachen Popsongs versuchen. Für alle anderen, die sich bremsen wollen, sei das klassische Stück "Courante" des barocken Komponisten Monsieur de Sainte-Colombe ans Herz gelegt. Dies hat laut Studie anscheinend einen besonders hohen Schlenderfaktor. Wie gut ein Song gefiel oder wie bekannt dieser war, beeinflusste übrigens nicht, ob die Testpersonen trödelten oder angetrieben wurden.