Die Schwestern

Autorin: Daisy Johnson
ins Deutsche übersetzt von Birgit Maria Pfaffinger

Juli und September sind unzertrennlich. Weil ihre Geburtstage gerade einmal zehn Monate auseinanderliegen, sind sie der Meinung, dass man doch auch gleich einen daraus machen kann – schließlich sind sie mehr als „nur“ Schwestern, schon beinahe wie Zwillinge, die einfach alles miteinander teilen. Nach einem Vorfall an ihrer Schule zieht ihre Mutter mit ihnen in ein verfallenes Cottage, um der Situation zu entkommen. Dort sind die Schwestern nun aber so ziemlich auf sich allein gestellt, denn ihre Mutter leidet schon lange an schweren Depressionen und kann sich kaum um sich selbst, geschweige denn um ihre Töchter kümmern. Im Haus versuchen die beiden, sich zu beschäftigen, essen, was sie in der Speisekammer finden und vertreiben sich die Zeit mit sinnlosem Surfen im Internet und mit Spielen, die sie schon als Kinder immer gespielt haben. Doch über alldem liegt ein Schatten, denn die beiden ahnen, dass damals auf dem Sportplatz ihrer Schule etwas Grauenvolles passiert ist. Etwas, an das sie sich einfach nicht mehr erinnern können …

Oho, was für ein gutes Buch! Obwohl ich am Anfang leichte Schwierigkeiten mit dem Schreibstil hatte, weil er mir ein wenig zu poetisch daherkam, hat mich die Geschichte vollkommen gefesselt. „Die Schwestern“ ist eines dieser Bücher, bei denen man sich während des Lesens konstant unwohl fühlt und es trotzdem liebt. Die ganze Atmosphäre ist toxisch, unheimlich, die Geschehnisse sind häufig wirklich ekelhaft und lassen einen teilweise fassungslos zurück. Viele Dinge werden nur angedeutet, aber nicht wirklich ausgesprochen, sodass schon gut und gerne mal die Fantasie mit einem durchgehen kann und man sich oft fragt: „Oh Gott, was ist denn da passiert?“ oder „Ist gerade das passiert, was ich denke?!“ Die Beziehung zwischen September und Juli ist klar hierarchisch. September führt, Juli folgt und tut brav alles, was ihre Schwester von ihr will, selbst dann, wenn sie sich unwohl fühlt und eigentlich weiß, dass es nicht richtig ist. September handelt dabei frei nach dem Motto „Zuckerbrot und Peitsche“. Sie kümmert sich liebevoll um Juli, um sie gleich darauf wieder furchtbar zu behandeln. Bis zur Auflösung habe ich nicht kommen sehen, was passieren wird, obwohl ich so einige Theorien hatte. Das war klasse.
Ich kann mir zwar vorstellen, dass diese ständigen Andeutungen nicht unbedingt für jede_n Leser_in etwas sind (ebenso wie der Schreibstil), aber das ist auch schon alles, was ich an  Schlechtem über das Buch sagen kann. Dicke Empfehlung, wirklich. Vor allem für ungemütliche Herbstabende.

Erschienen bei btb

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Autorin / Autor: Sarah H. - Stand: 7. August 2024