Die Stimme kenn ich doch...
Studie: Eine uns angenehme Stimme hinterlässt Spuren im Gedächtnis
Selbst mit verbundenen Augen würden wir wohl unsere beste Freundin am Lachen oder einem kurzen Räuspern erkennen. Aber auch an Stimmen, die sie selbst kaum kennen, können sich Menschen schon nach dem ersten Hören erinnern. Das haben ForscherInnen von der Friedrich-Schiller-Universität Jena herausgefunden. Zudem unterscheide das Gehirn zwischen leicht zu merkenden Stimmen und denen, die schnell wieder in Vergessenheit geraten, schreiben die WissenschaftlerInnen um Dr. Romi Zäske in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "The Journal of Neuroscience". Eine wohlklingende, eine tiefe, eine melodische oder rauchige Stimme geht nicht so schnell wieder aus dem Kopf.
Für die Studie haben die Jenaer Wissenschaftler zunächst 48 Personen mehrere kurze Sätze einsprechen lassen und diese anschließend 24 weiteren Testpersonen vorgespielt. Diese Lernphase wiederholten die Forscher, so dass die Probanden insgesamt sechs Stimmen jeweils zwölfmal gehört hatten. In den Testphasen bekamen sie wiederum mehrere Stimmen zu hören - sowohl neue als auch bereits aus der Lernphase bekannte Stimmen und sowohl mit denselben als auch mit unbekannten Sätzen. "Die Probanden waren erstaunlich gut in der Lage, die ihnen bekannten Stimmen von den fremden zu unterscheiden, obwohl sie von diesen zuvor nur wenige kurze Sätze gehört hatten", sagt Romi Zäske. Dabei konnten sie die Sprecher auch dann wiedererkennen, wenn das in der Lern- und Testphase Gesagte voneinander abwich. Daher handle es sich dabei nicht um die einfache Wiedererkennung eines bestimmten Reizes, sondern um echte Stimmenerkennung unabhängig vom Gesagten, betont die Leiterin der Studie.
*Gehirn unterscheidet zwischen gerlernten und vergessenen Stimmen*
Gleichzeitig haben die Jenaer Wissenschaftler mittels Elektroenzephalografie (EEG) die Gehirnaktivität der Testpersonen aufgezeichnet. Gelernte und später wiedererkannte Stimmen verarbeitet das Gehirn demnach anders als solche, die wieder vergessen werden - und das wiederum unabhängig vom Inhalt der Äußerungen. Denn sobald die Testpersonen eine Stimme hörten, an die sie sich später erinnern konnten, veränderte sich das Muster der EEG-Messungen - für die Forscher ein Hinweis für eine veränderte Hirnaktivität. "Das Gehirn legt bereits in der Lernphase für bestimmte Stimmen eine Gedächtnisspur an. Diese wird später wieder aktiviert, die Stimme erfolgreich aus dem episodischen Gedächtnis abgerufen und damit als bekannt identifiziert", erläutert Zäske. Diesen Effekt haben Forscher bereits für das Lernen und Wiedererkennen von Gesichtern und Wörtern beobachtet.
Eine wohlklingende Stimme mit Wiedererkennungswert - davon profitieren nicht nur Musiker und Schauspieler, sondern sie hilft auch in der alltäglichen Kommunikation. Warum sich manche Stimmen besser ins Gedächtnis einbrennen als andere, wollen die Jenaer Neuropsychologen zwar erst in Zukunft untersuchen. Doch ihre Ergebnisse zeigen bereits jetzt: Stimmtraining lohnt sich, denn das Gehirn hört ganz genau zu.
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 20. August 2014