Die Stimme
Autorin: S.K. Tremayne
Übersetzt von: Susanne Wallbaum
Jo Ferguson ist nicht unbedingt in der besten Verfassung. Ihre Ehe ist gescheitert, sie leidet stark unter Einsamkeit und das Geld ist so knapp, dass sie zu ihrer gut betuchten besten Freundin in die Wohnung ziehen muss. Diese Wohnung bietet alles Mögliche an Luxus und ist zudem mit einer Unmenge an Smart-Home Geräten ausgestattet.
Die können das Licht dimmen, die Heizung regulieren und kennen auf jede Frage eine Antwort. Super nützlich, denkt Jo – bis „Electra“, „HomeHelp“ und Co. anfangen, Dinge auszuplaudern, von denen sie gar nichts wissen können. Sie holen die dunkelsten Geheimnisse aus Jos Vergangenheit ans Licht, handeln völlig eigenständig, bedrohen und ängstigen sie. Und Jo muss sich fragen: Hat es jemand auf sie abgesehen? Will man ihr gezielt schaden? Oder bildet sie sich doch alles nur ein und wird schizophren, genau wie ihr verstorbener Vater?
„Die Stimme“ von S.K. Tremayne ist eine riesige Empfehlung für ungemütliche Winternächte, in denen man sich mal so richtig gruseln will. Es ist eine perfide, düstere, absolut clevere Geschichte, deren Ende man zu keinem Zeitpunkt vorhersehen kann.
Es gibt so einige Menschen in Jos Leben, die ein Motiv dazu hätten, sie zu quälen, und trotzdem ist man sich nie sicher, ob sie nicht doch einfach nur langsam verrückt wird.
Verzweiflung und Angst der Protagonistin sickern beinahe durch die Seiten aus dem Buch heraus, sind so greifbar, dass man aufpassen muss, sich nicht selbst zu stark davon beeinflussen zu lassen.
Die Spannung ist häufig schwer auszuhalten und steigert sich von Kapitel zu Kapitel. Man will das Buch gar nicht aus der Hand legen, muss es aber manchmal doch, weil eine Pause von all der Düsternis bitter nötig ist. Kaum hat Jo ein schlimmes Erlebnis gerade so verwunden, legen die Home-Assistents noch einen drauf.
Die Thematik mit den Geräten, die immer zuhören und dadurch vielleicht auch Dinge hören, die sie nicht hören sollten, ist besonders unheimlich. Schließlich haben heutzutage viele Menschen so einen Assistenten oder zumindest Smartphones, in denen ähnliche Programme verbaut sind. Das macht die ganze Geschichte noch mal realer und dadurch auch so nahbar.
Denn haben wir nicht alle ein bisschen Angst davor, dass unsere technischen Geräte plötzlich von allein zu sprechen anfangen?
Wem ein solcher Gedanke häufiger kommt, der sollte das Buch vielleicht besser nicht lesen – allen anderen Thrillerfans kann ich es nur wärmstens ans Herz legen!
*Erschienen bei Knaur*
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Autorin / Autor: Sarah H. - Stand: 4. Dezember 2020