Die ungeduldigen Frauen

Autorin: Djaïli Amadou Amal
ins Deutsche übersetzt von Ela zum Winkel

Der Jugendroman "Die ungeduldigen Frauen", der für den deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und von Djaili Amandou Amal geschrieben wurde, thematisiert die Zwangsheiraten zweier junger muslimischer Frauen im Norden Kameruns.
Ramla, eine der Protagonistinnen, die bei ihren Eltern wohnt, hat sich bisher immer durchsetzen können, dass sie noch nicht heiraten und die Schule noch beenden wolle. Sie träumt davon, eines Tages zur Universität gehen zu können und hat bereits viele, die sie hätten heiraten wollen, zurückgewiesen.

Eines Tages wird sie zusammen mit Hindou, ihrer jüngeren Schwester, zu ihrem Vater gerufen, der den beiden Schwestern mitteilt, dass er für sie beide einen Bräutigam ausgesucht hat und sie bald schon heiraten würden.
Hindou soll ihren Cousin heiraten und Ramla einen in ihrem Heimatdorf gut angesehenen Geschäftsmann und dessen Zweitfrau werden.

Beide wehren sich gegen das Vorhaben ihres Vaters, doch dieser duldet keinen Widerstand. Für ihn ist es beschlossene Sache, dass seine beiden Töchter die von ihm Auserwählten heiraten. Schließlich sind sie beide alt genug und haben für Frauen bereits überdurchschnittlich viele Jahre Schulbildung erfahren dürfen.

Trotz der Protestaktionen beider Frauen werden sie schließlich beide am selben Tag verheiratet und verlassen somit ihren Heimathof, dem sie sich im kommenden ersten Jahr ihrer Ehe nicht ohne das Einverständnis ihres Vaters nähern dürfen.

Ramla wird am Haus ihres jetzigen Ehemannes von dessen Erstfrau in Empfang genommen. Sie ist damit beauftragt, Ramla alles zu zeigen und beizubringen. Fortan würden sich die beiden Frauen ihren Ehemann teilen.

Ramla und ihr Mann unternehmen anfangs viele Geschäftsreisen gemeinsam. Nach und nach bekommt sie jedoch den Zorn und die Eifersucht ihrer Mitfrau zu spüren, die ihren Mann viele Jahre lang nicht teilen musste. Zeitweise werden sie sogar beide verbannt, da Ramla von ihrer Mitfrau als Diebin beschuldigt wird, die Unschuld jedoch keiner der beiden nachgewiesen werden konnte…

Hindou hingegen ist nun die Ehefrau ihres Cousins Moubarak und auf dem Hof ihres Onkels, dem sie fortan anders gegenüber treten muss als vor der Hochzeit. Moubarak hat Aggressionsprobleme und ist dafür bekannt, dass er viel Alkohol trank und auch ansonsten immer mal wieder Substanzen konsumiert.
Hindou wird des Öfteren von ihm geschlagen und beleidigt und auch mehrfach von ihm vergewaltigt, wogegen sie sich jedoch nicht wehren kann, da sie nicht das Recht hat, nein zu sagen, weil sie schließlich ihre ehelichen Pflichten erfüllen muss. Auch aus ihrer Familie hilft ihr keiner.
Nach einer Weile erleidet sie eine Depression und auch sie bleibt nicht die einzige Frau Moubaraks…

Ich persönlich habe den Roman als sehr lesenswert und lehrreich empfunden.

Die Erzählperspektive ändert sich immer wieder zwischen Teilen, in denen von Ramla und dann wieder Teilen, in denen von Hindou erzählt wird, sodass die Geschichten der beiden Schwestern parallel erzählt werden.
Es wird zudem gut von den religiösen und traditionellen Gegebenheiten, die das Leben von Ramla und Hindou prägen, berichtet. Diese sind in unseren Breitengraden schwer vorstellbar, da die Frau hier emanzipiert und gleichberechtigt ist.

Ich fand es sehr interessant, diesen Roman zu lesen, da man anhand der Erzählung nach der wahren Begebenheit dieser beiden Frauen erfahren hat, wie schwer es ist, sich gegen die religiösen und traditionellen Gegebenheiten zu wehren, und dass der Widerstand einer Frau negative Folgen für sie und ihre gesamte Familie hat.

Viele Dinge, angefangen bei der Zwangsheirat und der Gewalt, die Hindou durch ihren Mann erfährt und die ungestraft bleibt, sind hierzulande unvorstellbar.
Insgesamt würde ich den Roman auf jeden Fall weiterempfehlen. Jedoch nicht nur an Jugendlichen, sondern auch weiteren Altersklassen.
Man lernt viel über die Konventionen, durch die das Leben der beiden Protagonistinnen geprägt ist, und kann sich insgesamt sehr glücklich schätzen, dass man selbst ein freies und selbstbestimmtes Leben führen darf.


Erschienen bei GULLIVER

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Autorin / Autor: Anna B. - Stand: 12. Juli 2024