Doch kein "Mozart-Effekt"

Aktuelle Studie: Mozart hilft nicht gegen Epilepsie (und macht auch nicht schlauer)

Von Barbara Krafft - Deutsch, Otto Erich (1965) Mozart: A Documentary Biography. Stanford: Stanford University Press., Gemeinfrei, commons.wikimedia.org

Mozarts Musik ist mit Sicherheit wunderbar, kann aber trotzdem - leider, leider - keine Wunder vollbringen. Das zumindest sagen Wissenschaftler:innen Sandra Oberleiter und Jakob Pietschnig von der Universität Wien in einer neuen Studie in der renommierten Fachzeitschrift Nature Scientific Reports. Sie haben einen "Mozart-Effekt" unter die Lupe genommen haben, der in letzter Zeit für besondere mediale Aufmerksamkeit gesorgt hatte. Einige Studien berichteten von Symptomlinderungen bei Epilepsiepatient:innen, nachdem diese Mozarts Sonate KV448 gehört hatten.

Mozarts Musik wurde in der Vergangenheit mit etlichen angeblich positiven Auswirkungen auf Mensch, Tier und sogar Mikroorganismen in Verbindung gebracht. So sollte zum Beispiel das Hören dieser Musik die Intelligenz von Erwachsenen, Kindern oder Föten im Mutterleib steigern. Aber auch Kühe gäben mehr Milch und selbst Bakterien in Kläranlagen würden ihre Arbeit besser verrichten, wenn sie Mozarts Komposition hören.

Ein gemeinsamer Ursprung dieser Ideen lässt sich auf die längst widerlegte Beobachtung einer vorübergehenden Leistungszunahme von Studierenden in Raumvorstellungstests nach dem Hören des ersten Satzes allegro con spirito von Mozarts Sonate KV448 in D-Dur zurückführen.

Die Mehrheit dieser vorgeblichen Effekte hat keinerlei wissenschaftliche Grundlage, so auch die angeblich positiven Auswirkungen auf Epilepsiesymptome.

Die neue umfassende Forschungssynthese von Sandra Oberleiter und Jakob Pietschnig von der Universität Wien zeigte anhand der gesamten verfügbaren wissenschaftlichen Literatur zu diesem Thema, dass es keine belastbaren Nachweise zu einem solchen positiven Effekt von Mozarts Musik auf Epilepsie gibt: Zurückzuführen ist dieser angebliche Mozart-Effekt auf selektive Berichte, zu kleine Stichproben und inadäquate Forschungspraktiken in diesem Literaturkorpus. "Mozarts Musik ist schön, Linderung bei Epilepsie kann man sich von ihr leider nicht erwarten", so das Resümee der Forscher*innen.

Das muss der Freude an Musik, die man mag, keinen Abbruch tun. Dass sie guttut, beruhigen oder aktivieren kann, steht nicht in Frage. Nur Wunder muss man nicht erwarten, auch wenn sie von einem Wunderkind stammt.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung