Hallo,
ich bin Franziska, 17 Jahre alt und gehe in die 12. Klasse und ich möchte euch von Lily, einer guten Freundin, die das Kiffen jeden Tag braucht, erzählen. Vor ziemlich genau einem Jahr kam Lily zu uns in die Stufe. Sie ist naturblond und ein ziemlich intelligentes, selbstbewussest , verrücktes und liebevolles Mädchen.
Wir verstanden uns sofort, denn wir teilen eine Leidenschaft: Menschen analysieren, warum verhalten sie sich in bestimmten Situationen, so wie sie es tun. Wir verlieren uns bei dem Versuch, unsere Mitmenschen bis ins kleinste Detail zu "verstehen". Die ganze elfte Klasse über schrieb meine neue Freundin mit wirklich geringem Aufwand unfassbar gute Noten, sie hat liebe, wenn auch etwas strenge, Eltern und ein sehr gutes Verhältnis zu ihren zwei Schwestern. Lily hat einen hübschen Freund, den sie sehr liebt. Fällt sein Name breitet sich ein fettes Grinsen in ihrem Gesicht aus. Sie liebt, sie wird geliebt, gibt es ein Problem?
Anscheinend gibt es eins, warum MUSS Lily sonst jeden Tag mindestens drei Joints rauchen? Seit mehreren Monaten raucht sie. Am Anfang nur mit ihrem Freund zusammen, der schon seit längerem kifft, jetzt auch allein oder mit anderen Freunden.
Da stellt sich mir die Frage: Warum brauchen junge, schöne Menschen, die überdurchschnittlich gut in ihr soziales Umfeld integriert sind, denen es an nichts mangelt, um glücklich zu sein, die tägliche Volldröhnung? Warum können sie ihren Alltag nicht ohne Gras bewältigen, dieses schöne Leben nicht ohne Schleier auf sich wirken lassen und es pur genießen?
... ich habe dieses Phänomen schon öfter beobachtet, die Leute in meinem Umfeld, die wirklich toll sind, die mit einem tollen Charakter ausgestattet sind, die tolle Dinge tun, haben es oft, aus einem mir ziemlich unersichtlichen Grund, am meisten nötig sich völlig lahm zu kiffen. Was ich sagen kann ist, dass Lily immer ein bisschen wo anders zu sein scheint, selten ist sie wirklich bei mir. Selbst, wenn es um Themen geht, die mich wirklich bewegen... Zudem kommt sie viel zu selten in die Schule, was sich auch in ihren sonst so guten Noten wiederspiegelt.
Auch die Lehrer setzen sie erheblich unter Druck, dem sie kaum standhalten kann, denn eigentlich will sie ihre Eltern (die von alledem keinen blassen Schimmer haben) stolz machen. Aber sie schafft es nicht aus diesem Teufelskreis (Kiffen=Schwänzen=Schlechtere Noten=Stress mit den Leheren= Druck+Gefühl des Versagens=Kiffen, um zu vergessen) auszubrechen.
Lily hat einmal in einem sehr langen und intensiven Gespräch zu mir gesagt, sie will " wirklich was bewegen, das wärs". Ich finde es wirklich traurig, ihr dabei zusehen zu müssen, wie sie die Chance auf ein unglaublich gutes Abitur einfach vorbeiziehen lässt und einen Schlüssel, um etwas in dieser Welt zu bewegen, nicht ergreift. Genauso traurig finde ich es zu beobachten, wie sie durch ihre Sucht kaum noch fähig ist, eigene Entscheidungen zu treffen und immer abhäniger von ihrem Freund wird, denn kaum ist sie ein bisschen allein, bricht sie zusammen. Sie kann kaum einer Herausforderung standhalten.
Dabei brauchen wir doch aktive, selbstständige und gebildete Frauen auf dieser Welt, UM ETWAS ZU BEWEGEN. Das regelmäßige Kiffen bringt einen höchstens dazu, den Kopf auf der Matratze von der einen auf die andere Seite zu bewegen...
Autorin / Autor: frances - Stand: 21. Februar 2011