"Dschihad-Online" handelt von zwei muslimischen Brüdern, die sich in den USA durchschlagen müssen. Das Buch ist aus der Sicht von Khalil geschrieben, der jüngere Bruder von Amir. Ihre Eltern sind ursprünglich aus Bosnien geflohen und mussten wegen familiäerer Verpflichtungen wieder zurück. So sind die Brüder auf sich allein gestellt. Khalil geht (gelegentlich) zur Schule, hat dort einen besten Freund und eine amerikanische Freundin. Er hat immer wieder mit Vorurteilen gegenüber Moslems zu kämpfen und kann sich nicht immer auf die Schule konzentrieren. Obwohl er sehr intelligent ist, lassen seine Noten immer mehr nach. Sein Bruder nimmt ihn mit, wenn er kriminelle Taten begeht und das lenkt Khalil zu sehr ab. Die Situation spitzt sich zu, als Amir immer mehr Kontakt zu radikalen Moslems aufbaut und deren Meinung ebenfalls teilt. Khalil muss sich fragen, wer recht hat. Die angeblich friedliebenden Amerikaner oder sein eigener Bruder. Doch wie so oft gibt es auch hier kein schwarz und weiß.

Als ich sah, dass das Buch von Morton Rhue ist, habe ich mich sofort dafür entschieden, denn bis jetzt mochte ich alle seine Bücher. Auch mit diesem Buch wurde ich nicht enttäuscht. Man kann sich sehr gut in Khalil, sein Leben und seine Gedanken hinein versetzen und ist als Deutsche, die in einem Haus mit zwei Eltern aufgewachsen ist, sehr bestürzt über das Leben, das die Brüder führen müssen. Khalil und Amir sind zwei Brüder, die ohne Eltern überleben müssen und froh über jede Art von Wohnung sind. Sie leben in ständiger Angst um ihre Existenz und haben auch nicht immer genug zu essen. All das beschreibt Morton Rhue sehr lebhaft.

Ich finde, dass dieses Buch viele Facetten unseres Lebens aufdeckt. Zum einen zeigt es, dass Rassismus keinen Sinn hat und eher dazu führt, dass sich bestimmte Gruppen ausgeschlossen fühlen. Und erst dann, wenn sie schon Opfer von Rassismus geworden sind, grenzen sie sich aus und erfüllen Klischees. Weil man ihnen keine Chance gab. Zum anderen zeigt Morton Rhue, dass auch die Extremisten in manchen Ansätzen verständlich argumentieren. Wer wäre nicht entsetzt, wenn im eigenen Land Frauen, Kinder oder Verletzte "aus Versehen" ermordet werden? Auch die amerikanische Regierung trägt zum Leid auf dieser Welt bei. Das Buch zeigt uns, dass es immer zwei Seiten gibt und, dass man sich seine eigene Meinung bilden sollte.

Zudem deckt es Fehler im System auf, das hätte sicher auch in Deutschland so passieren können, wie es den Brüdern erging. Ich habe Freunde, die ohne Eltern klarkommen mussten, weil sie abgeschoben wurden. Wäre hier die Schule nicht viel mehr in der Pflicht, solche Menschen aufzufangen, ihnen Hilfe zu geben, und Vertrauen zu vermitteln? Vertrauen ist hier unglaublich wichtig, denn viele fürchten, wie Khalil und Amir abgeschoben zu werden.

Solche Bücher wünscht man sich öfter. Unterhaltend, spannend und doch unglaublich real.

*Erschienen bei Ravensburger*