Die Zweiten wollen die Ersten sein
Studie zeigt, wie Geschwister unseren Ehrgeiz beeinflussen
Bist du eher der Typ Mensch, der stets dazulernen und sich selbst verbessern möchte? Oder reicht dir das nicht und du musst immer gleich der/die Beste sein und andere übertrumpfen? Wer keine richtige Antwort auf diese Frage hat, muss sich nur nach seinen Geschwistern umsehen. Denn die Geburtsreihenfolge prägt anscheinend unseren Ehrgeiz. Das berichten belgische Psychologen Ghent University. In einer Studie haben sie untersucht, inwiefern Geschwister unseren Ehrgeiz beeinflussen.
Als Testpersonen dienten Bernd Carette und seinen Kollegen 375 Studenten. 211 von ihnen waren Erstgeborene, die restlichen 164 Zweitgeborene. Im Durchschnitt waren die Befragten 2,5 Lebensjahre älter oder jünger als ihre Geschwister. Laut den Forschern haben Geschwister vor allem dann Einfluss auf uns selbst, wenn sie nicht weniger als zwei und nicht mehr als fünf Jahre auseinander liegen. In einem Fragebogen sollten die Testpersonen auf einer Skala von eins bis fünf ihren Ehrgeiz und ihre Leistungsbereitschaft bewerten. Darunter waren Aussagen wie „In der Vorlesung möchte ich die Inhalte so gut wie möglich verstehen“ (Typ 1) oder „Mein Hauptziel ist es, bessere Noten zu haben als meine Mitstudenten“ (Typ 2). Durch die Angaben der Studenten konnten die Forscher bewerten, welche Ziele sie verfolgen. Wer zur erstgenannten Aussage tendierte, der sieht sich selbst beim Erreichen seiner Ziele im Fokus und versucht sich selbst zu verbessern. Typ 2 hingegen vergleicht sich mit anderen und will stets besser sein als seine Mitmenschen.
Bezogen auf die Geburtsreihenfolge zeigten sich folgende Ergebnisse: Erstgeborene sehen um 54 Prozent häufiger die eigene Leistung im Mittelpunkt als Zweitgeborene. Sie stimmten im Fragebogen also eher Aussagen von Typ 1 als Typ 2 zu. Zweitgeborene messen sich nach eigenen Angaben hingegen eher an anderen und wollen die Besten sein. Zusätzlich sollten alle StudienteilnehmerInnen ihre Geschwister bewerten. Das Ergebnis blieb gleich: Erstgeborene wollen ihre Sache möglichst gut machen, Zweitgeborene wollen besser sein als alle anderen.
Die Forscher sehen die Unterschiede im Elternhaus begründet. Ältere haben noch keinen direkten Vergleich zu Geschwistern und setzen daher sich selbst und ihre eigenen Leistungen als Maßstab. Bei neuen Herausforderungen wollen sie sich möglichst gut durchschlagen, um sozusagen vor sich selbst gut dazustehen. Jüngere hingegen vergleichen sich oft mit ihren älteren Geschwistern. Sie wollen auf gar keinen Fall schlechter dastehen als ihre älteren Brüder oder Schwestern, sondern diese möglichst übertrumpfen.
Ehrgeizig scheinen also alle zu sein, nur auf andere Art und Weise. Wenn deine kleine Schwester stets besser sein will als du und versucht, mit dem kopf durch die Wand zu kommen, dich das aber völlig kalt lässt, hast du jetzt die passende Erklärung ;-).
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 3. August 2011