Miriam ist begeistert vom selbständigen Lernen und hofft, dass Teile davon erhalten bleiben
Seit die Schulen das erste Mal geschlossen wurden, ist nun fast ein Jahr vergangen und vieles hat sich seither verändert. Wie genau, will ich in diesem Artikel aufzeigen.
Ein ganz normaler Homeschooling Tag sieht für mich heute so aus, dass ich früh aufwache, mich an den Computer setze und meine Mails, die neuen Arbeitsaufträge sowie die Nachrichten in der schulischen Nachrichtenplattform checke. Dann arbeite ich die Arbeitsaufträge, sortiert nach dem Abgabedatum, ab. Dies wird irgendwann durch ein oder mehrere Videokonferenzen, manchmal schulisch, manchmal privat, unterbrochen.
Wenn der Großteil der Arbeitsaufträge erledigt ist, höre ich auf und lese oder verbringe meine Freizeit mit meiner Familie. Dieser Alltag ist für mich inzwischen selbstverständlich geworden. Zwar geht meine kleine Schwester alle zwei Wochen zur Schule, aber viel hat sich dadurch nicht verändert, weil wir davor vormittags auch immer mit den Arbeitsaufträgen beschäftigt waren. Nachmittag trainiere ich manchmal für den Coopertest, den wir in Sport, wenn wir irgendwann wieder im Präsensunterricht sind, ablegen sollen oder lerne Hip-Hop, ebenfalls für Sport. Vor einem Jahr war das Homeschooling vor allem durch Angst begleitet, aber inzwischen mag ich es sehr gerne: Kein langweiliger Frontalunterricht mehr und niemand, der Fragen stellt, deren Antwort ich nicht für das Lösen einer Aufgabe brauche. Der Schulweg, den ich in Präsensphasen mit dem Fahrrad zurückgelegt habe, fällt natürlich auch weg.
Ich liebe es selbstständig arbeiten zu können und mir die Zeit einzuteilen zu können. Außerdem kann ich an spannenden Online-Angeboten teilnehmen, die ich nicht hätte besuchen können, wenn sie in Präsenz stattgefunden hätten, weil sie zu weit von meiner Wohnort entfernt sind. Momentan nehme ich außerdem an mehreren Mentoringprogrammen teil. Das einzige, was ich am Homeschooling hasse, sind die Videokonferenzen, weil es hier meist wieder Frontalunterricht gibt, bei dem ich nur sehr wenig lerne, gleichzeitig aber viel Zeit verschwende. Außerdem treten dabei verschiedene technische Probleme regelmäßig auf: Manchmal kommen Lehrer, die die Unterstufenschüler in Präsenz unterrichten und deshalb in der Schule sind, nicht in die Konferenzen rein, weil dort das WLAN streikt. Einmal sind wir sogar als ganzer Kurs nicht in eine Konferenz gekommen.
Fast alle Lehrer und Schüler kommen inzwischen gut mit den Plattformen und der Videokonferenzsoftware klar und der Umfang der Arbeitsaufträge ist ebenfalls größtenteils angemessen. Unser Religionslehrer hat uns allerdings noch nie Arbeitsaufträge gesendet, weshalb wir in diesem Fach vermutlich im Lehrplan zurück hängen. In den anderen Fächern scheinen wir das normale Tempo zu schaffen, die Arbeitsaufträge sind aber auch nicht so schwer.
Die sozialen Kontakte vermisse ich nicht, weil ich stundenlang mit meinen Freundinnen telefonieren oder Videokonferenzen mache, bei denen wir auch Fragen zu Arbeitsaufträgen stellen, wenn wir diese nicht verstanden haben.
Außerdem schreiben wir uns oft auf der schulischen Nachrichtenplattform, was das Treffen in Präsens relativ gut ersetzt. Einer anderen Freundin helfe ich, ihre Themen in bestimmten Fächern zu verstehen, weil wir auf unterschiedliche Schulen gehen und ich deshalb in bestimmten Fächern weiter bin.
Unsere Lehrer geben sich große Mühe beim Erstellen der Arbeitsaufträge und Erklären neuer Themen, ein Lehrer hat sogar einen eigenen YouTube Channel, in den er regelmäßig Videos für uns und seine anderen Klassen reinstellt, die die Themen sehr gut erläutern. Mit einer Videoreihe von diesem Lehrer lerne ich gerade, wie ich einen Zauberwürfel mit Hilfe bestimmter Algorithmen lösen kann.
Das Homeschooling hat sich seit seinem Beginn sehr verändert und ich selbst bin ein großer Fan davon, der hofft, dass Teile davon uns, auch wenn Corona irgendwann vorbei ist, erhalten bleiben werden.
Autorin / Autor: Miriam - Stand: 9. März 2021