Eine ganze Liebe lang
Autorin: Jodie Chapman
Aus dem Englischen von Leena Flegler
Nick und Anna werden in unterschiedlichen Welten groß: Während es für Nick das ultimative Event ist, wenn sein Vater ihn mit ins Fußballstadion nimmt, kommt Anna jedes Wochenende mit ihrer Gemeinde im Königssaal zusammen. Nick lernt, wie man einen Joint baut, und Anna wie sie sich von den Weltmenschen fernhält. Der einzige gemeinsame Nenner der beiden: Ein Job im Kino, bei dem sie sich immer wieder über den Weg laufen. Und obwohl seine Kumpels Nick raten, sich von Anna fern zu halten, verbringen die beiden immer mehr Zeit miteinander. Heimlich, natürlich, denn wenn jemand aus Annas Welt von ihrer Beziehung zu Nick erfahren würde, wäre ihr Leben, wie sie es bisher führt, vorbei. Einen intensiven Sommer lang kreisen die beiden umeinander, ohne jemals wirklich beim anderen anzukommen. Als der Sommer sich dem Ende zuneigt, endet auch das, was zwischen den beiden war. Anna findet zurück in ihre Welt – oder versucht es zumindest. Und Nick kehrt zurück in seinen eigenen Alltag, geprägt von Alkohol und den Schicksalsschlägen, die seine Familie zu verfolgen scheinen. Nick und Anna driften auseinander, führen jeweils ein eigenes Leben. Und doch ist es, als wären sie mit einem unsichtbaren Band verbunden, das sie immer wieder zusammen führt. Und obwohl eine gewisse Anziehung bleibt, gelingt es den beiden nicht, zueinander zu finden – nicht solange Anna Teil einer Welt ist, die Nick nicht verstehen kann und will.
Die Geschichte von Nick und Anna ist keine typische Liebesgeschichte. Zwar spielt die Liebe eine Rolle, viel wichtiger sind allerdings all die Dinge, die sich dieser Liebe in den Weg stellen, all die Hürden, die Nick und Anna eine Beziehung unmöglich machen. Dabei spielt Annas Glauben jedoch beinah eine untergeordnete Rolle in der Erzählung, viel präsenter sind die Herausforderungen und Hürden, mit welchen Nick sich konfrontiert sieht – wovon die meisten gar nichts mit Anna oder ihrem Glauben zu tun haben. Stattdessen begleiten wir als Leser Nick durch sein teilweise beschwerliches Leben, um nur hin und wieder einen Blick auf Anna und ihr Leben zu erhaschen.
Diese Aufteilung finde ich etwas schade, da ich mir von „Eine ganze Liebe lang“ noch mehr Einblicke und Schilderungen gewünscht hätte, die mir Annas Leben, Alltag und Glauben näher bringen. Stattdessen füllen die Krankheiten und Todesfälle, die Nicks Familie belasten, das Buch. Leider war das nicht ganz, was ich mir von der Geschichte erhofft hatte. Durchzogen wird die Erzählung von einem gewissen Schwermut, der die Atmosphäre entscheidend prägt. Es handelt sich also nicht um einen leichten Liebesroman, sondern eher um eine Erzählung, die von Ernsthaftigkeit und Entbehrung geprägt ist. Darin liegt allerdings auch eine gewisse Schönheit, die das Buch durchaus lesenswert macht. Auch wenn ich etwas anderes erwartet hatte, habe ich „Eine ganze Liebe lang“ von Jodie Chapman sehr gerne gelesen.
*Erschienen bei blanvalet*
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Autorin / Autor: lacrima - Stand: 10. Juni 2022