Empathie macht Bilder schön
Studie: Wer sich in Künstler hineinversetzt, mag auch ihre Kunst
Monet oder doch lieber Van Gogh? Punkt oder Strichtechnik? Mit manchen klassischen Bildern kannst du dich gar nicht anfreunden, andere findest du wunderschön? Wie WissenschaftlerInnen der Universität Wien herausgefunden haben, lassen sich unsere Vorlieben eventuell beeinflussen. Wer sich in die Maltechnik eines Künstlers hineinversetzt, findet seine Bilder gleich viel schöner.
Es sind nicht nur die visuellen Eindrücke, die uns Kunstwerke näher bringen, vermutete das Forscherteam um Helmut Leder. Sie wollten testen, ob auch das Einfühlungsvermögen Bilder attraktiver erscheinen lässt.
Dafür zeigten sie in einer Studie 114 Testpersonen jeweils zehn Gemälde. Fünf davon waren in der klassischen Strichtechnik gemalt, wie Van Gogh sie gerne nutzte. Die anderen fünf anderen Gemälde waren mit der Punkttechnik, im so genannten Pointillismus-Stil gemalt, wie es Georges Seurat beispielsweise in seinem Bild „Ein Sommernachmittag auf der Insel La Grande Jatte" getan hat. Bis auf die Maltechnik waren sich alle Bilder in der Gestaltung, der Motivwahl und den Farben recht ähnlich. Alle stammten zudem aus dem 19. Jahrhundert. Die Testpersonen sollten nun auf einer Skala von eins bis sieben angeben, wie schön sie die einzelnen Gemälde fanden. Einen Teil der Testpersonen forderten die ForscherInnen auf, während der Betrachtung mit einem Stift Strichbewegungen zu machen. Ein weiterer Teil sollte punktierende Bewegungen mit der Hand machen. Was es damit auf sich hatte, verriet das Team den Teilnehmenden natürlich nicht.
Und siehe da: Diejenigen, die Strichbewegungen nachformten, empfanden die Gemälde mit der Strichtechnik deutlich attraktiver als die im Pointillismus-Stil und umgekehrt. Anscheinend konnten sie sich durch die passenden Bewegungen besser in den Maler und seine Technik hineinversetzen.
Sollte dir ein Bild, das ihr im Kunstunterricht besprecht, mal nicht so gut gefallen, weißt du, was du zu tun hast: Immer schön die passenden Handbewegungen machen ;-). Vielleicht kann man so ja auch ganz bewusst seinen Geschmack ein wenig manipulieren.
Die Studie ist im Fachmagazin "Psychological Science" erschienen.
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 14. November 2012