Erst chatten, dann reden

Universität Hohenheim: Digitale Kommunikation regt zu analogen Gesprächen an

Dass facebook & Co. einsam und unglücklich machen, haben wir nun schon zigfach gehört. Nun kommen aber endlich mal positive Nachrichten aus dem Reich der Forschung zur Nutzung digitaler Kommunikation. Medienpsycholog⚹innen der Universität Hohenheim haben nämlich bei der Asuwertung einer bundesweiten Befragung überraschernderweise festgestellt, dass entgegen der gängigen Überzeugung die intensive Nutzung von sozialen Medien Menschen nicht zur Vereinsamung führt. Ganz im Gegenteil verstärkte die Kommunikation über soziale Netzwerke und Instant Messenger auch direkte Gespräche zwischen den Menschen und ging außerdem mit einer höheren Lebenszufriedenheit einher.

Zweimal mit einem halben Jahr Abstand fragten die Wissenschaftler⚹innen 460 Social-Media-Nutzer*innen zu ihrem Kommunikationsgewohnheiten: etwa wie oft sie mit engen Freunden, Bekannten und Familie (außer Partner und Arbeitskollegen) aktiv real - oder digital - kommunizierten.

Bei der Auswertung traten zwei Trends deutlich zu Tage, wie der Medienpsychologe Dr. Dienlin berichtet: „Wer viel über soziale Netzwerke kommuniziert, nutzt später nicht nur mehr Instant Messenger, sondern führt auch mehr direkte Gespräche. Und die meisten, die bei der ersten Befragung viel über Instant Messenger kommunizieren, nutzen später mehr soziale Netzwerke.“
Digitale Kommunikationskanäle regen also offenbar die Kommunikation an. „Sie können als Kommunikationsinitiator fungieren“, so der Experte.

Wie sich das auf die Lebensqualität auswirkt, war ebenfalls Thema der Untersuchung. Die Forscher fragten die Testpersonen auch danach, wie zufrieden sie mit ihrem Leben sind und wie einsam sie sich fühlen.

„Bei keinem der drei Kommunikationswege konnten wir einen negativen Einfluss ausmachen“, betont Dr. Dienlin. „Aber wir haben durch die Nutzung sozialer Netzwerke einen leichten positiven Einfluss auf die Lebenszufriedenheit festgestellt – ein Effekt, der nicht mal beim persönlichen Gespräch zu erkennen ist.“

Da die Studie im Längsschnitt angelegt wurde, also über zwei Messzeitpunkte verfügt, können die Forscher⚹innen sogar Aussagen über die Kausalität treffen: „Es scheint tatsächlich so zu sein, dass die Kommunikation die Lebenszufriedenheit erhöht – denn den gegenteiligen Effekt, dass zufriedene Menschen später auch mehr kommunizieren, konnten wir nicht finden.“

Doch ob man sich einsam fühlt oder nicht, scheint gar nicht vom Kommunikationsverhalten abzuhängen: „Hier konnten wir weder durch die digitale Kommunikation noch durch direkte Gespräche einen Einfluss ermitteln.“

Die bundesweite Umfrage wurde im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts „Privatheit im Wandel“ an der Universität Hohenheim durchgeführt.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 13. Juli 2017