Alles nur gelogen?!
VerbraucherInnen misstrauen Lebensmittel-Etiketten
Nicht immer ist drin, was draufsteht. Ob deutscher Käse in griechischer Aufmachung, Formfleisch statt abgebildeter Hähnchenbrust oder „Acerolasaft“ mit der Hauptzutat Apfelsaft - die Aufmachung und Kennzeichnung von Lebensmitteln führt bei vielen Verbrauchern zu Missverständnissen und weckt falsche Erwartungen. Das wiederum stört das Vertrauen der VerbraucherInnen. Immer weniger glauben dem, was auf den Lebensmittelverpackungen draufsteht.
“Gut drei Viertel der Verbraucher gehen davon aus, dass Lebensmittel auf der Verpackung oft besser dargestellt werden als sie es sind”, erläutert Prof. Spiller vom Lehrstuhl Marketing für Lebensmittel an der Universität Göttingen. „Der Qualitätswettbewerb im Lebensmittelmarkt kann aber nur funktionieren, wenn die Verbraucher den Kommunikationsaussagen der Anbieter vertrauen können“. Das wird heute immer wichtiger, weil Vertrauenseigenschaften wie Regionalität, Tier- oder Umweltschutz vom Verbraucher nicht selbst nachgeprüft werden können. „Es liegt im Eigeninteresse der Lebensmittelwirtschaft, das Verbrauchervertrauen in Qualitätsaussagen der Hersteller zu stärken - sonst geht es nur noch um den Preis“, so Prof. Spiller.
750 VerbraucherInnen haben die ForscherInnen der Universität Göttingen im Auftrag der Verbraucherzentralen befragt. In der Befragung wurde anhand ausgewählter Praxisbeispiele erstmals systematisch untersucht, inwieweit die Aufmachung von Lebensmitteln bei Verbrauchern Missverständnisse über die tatsächliche Produktbeschaffenheit auslöst. Die bevölkerungsrepräsentative Online-Befragung belegt, dass das Verwirrungspotenzial bei der Lebensmittelvermarktung hoch ist und alle Verbrauchergruppen betrifft – weitgehend unabhängig von Alter, Bildung und Geschlecht der Befragten und ihrer allgemeinen Einstellung gegenüber Werbung.
Bei den untersuchten 15 Beispielen geht es um Verpackungsaufschriften zu Regionalität, Zutaten und Herstellungstechniken, die aus Sicht vieler Verbraucher mehr versprechen als sie halten. So wird zum Beispiel deutscher Käse mit griechisch anmutendem Produktnamen und landestypischen Motiven vermarktet. Hier fühlen sich 72 Prozent der Verbraucher getäuscht. Eine Instantsuppe mit der Werbeaufschrift „ohne Geschmacksverstärker“ enthält anstelle von Glutamat Hefeextrakt. Dieser wirkt zwar ähnlich, gilt lebensmittelrechtlich aber nicht als geschmacksverstärkender Zusatzstoff. Über solche Kennzeichnungsmethoden ärgern sich 64 Prozent der Verbraucher.
*Verbraucherzentralen fordern verlässliche Siegel*
Die Untersuchung belegt, dass die Qualitätsangaben der Hersteller VerbraucherInnen oft weniger aufklären als vielmehr verunsichern. „Zwischen Werbe- und Produktrealität klafft oft eine große Lücke, die Politik und Hersteller schließen müssen. Damit sich Verbraucher für Qualität entscheiden können, brauchen sie verlässliche Angaben und Regelungen, die vor Irreführung und Täuschung schützen”, fordert der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands Gerd Billen.
Autorin / Autor: Pressemitteilung / Redaktion - Stand: 9. Juli 2012