Fast hochbegabt
Hochbegabung ist eine Gabe. Aber das Umfeld ist entscheidend, damit daraus kein Fluch wird, findet Miriam.
Schon sehr lange weiß ich, dass mich etwas von vielen Menschen unterscheidet: mein phänomenales Gedächtnis. Erst letztens wurde ich wieder gefragt, ob ich ein photogaphisches Gedächtnis hätte. Warum ich trotzdem offiziell nicht als hochbegabt gelte und noch einiges mehr über das Thema Hochbegabung möchte ich in diesem Artikel erzählen.
Zunächst zum ersten Punkt: als hochbegabt man laut Definition erst, wenn der eigene IQ über 130 liegt. Wer, wie ich, knapp darunter liegt, wird nicht dazu gezählt. Doch Hochbegabung kann sich ganz unterschiedlich äußern: manche Hochbegabten denken in Farben, andere haben ein erstaunliches Gedächtnis, bei anderen kann man die Begabung überhaupt nicht mehr erkennnen, weil sie sich im Laufe der Zeit an ihre Mitmenschen angepasst haben. Oft ist Hochbegabung auch Segen und Fluch zugleich: Manchmal ist es mit geistigen Einschränkungen bzw. Behinderungen verbunden, in anderen Fällen kommt das persönliche Umfeld nicht mit der Andersartigkeit der begabten Person zurecht. Das Gerücht, dass Hochbegabte in der Schule immer sehr gute Noten haben, stimmt ebenfalls nicht: manche Hochbegabte langweilen sich und beschäftigen sich dann im Unterricht mit anderen Dingen, andere haben Probleme mit dem Lehrer und wieder andere sind trotz einem hohen IQ nicht so "schlau".
Doch nun zu mir: ich gehe auf eine normale Schule und habe großes Glück, dass mich die Lehrer und die meisten meiner Mitschüler so akzeptieren, wie ich bin und mich zudem fördern. Außerdem nehme ich das großartige AG-Angebot wahr und besuche einige Wahlkurse. In meiner Freizeit lese ich gerne, auch Schulbücher, und löse Rätsel und nehme an Wettbewerben teil.
Bis auf ein paar meiner Klassenkameraden habe ich zu den meisten Leuten in meinem Umfeld eine gute Beziehung.
Durch ein Mentoring Programm, das sich aber nicht speziell an Hochbegabte richtet, habe ich regelmäßig Kontakt zu anderen schlauen Mädchen und Frauen. Wenn ich mich mit einer berühmten vermutlich hochbegabten Person aus einem Buch vergleichen musste, wäre das vermutlich Professor Kirrin aus Enid Blytons „Fünf Freunde“, da ich genauso wie er zwar bei der Forschung bzw. Lernen sehr gut bin, im Alltag aber oft Dinge wie Schlüssel oder Brille verlege. In den Ferien findet man mich meistens in irgendeinem lehrreichen Camp oder einem freiwilligen Praktikum.
Oft gibt es ja auch das Gerücht, dass Hochbegabte nicht so sozial sind, bei mir trifft das aber nicht mehr zu. Zwar war ich früher nicht sehr empathisch, aber das habe ich mitlerweile erlernt und eagagiere mich auch ehrenamtlich für verschiedene Projekte in meinem Umfeld.
Hochbegabte nehmen Dinge oft anders wahr. Damit für sie aus dem eigentlichen Segen der Begabung kein Fluch wird, ist das Umfeld entscheidend.
Autorin / Autor: Miriam - Stand: 23. September 2020