Feuerwanzen lügen nicht

Autorin: Stefanie Höfler

"Feuerwanzen lügen nicht" ist ein für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominierter Jugendroman von Stefanie Höfler.

Die Geschichte dreht sich um den begabten, klugen Mischa. Erzählt wird sie aus der Ich-Perspektive von seinem besten Freund Nits.

Am Anfang musste man sich als Leserin noch ein wenig in der Erzählstil einfinden. Er ist eher bildlich und daher zu Beginn etwas mühsamer zu lesen. Beispielsweise reimt der Ich-Erzähler immer wieder auf recht kindliche Weise. Doch bereits nach mehreren Seiten findet man sich schnell ein und dann spitzt sich das Geschehen auch schon zu, wodurch man doch ein wenig in den Bann gezogen wird und das Buch auch nicht mehr weglegen möchte.

Zugegebenermaßen könnte die einfach gehaltene Geschichte an Ereignissen noch etwas komplexer sein. Dennoch fand ich das Werk, wie beschrieben, beim Lesen immer besser. Den Lesenden wird schnell klar, was es mit Micha auf sich haben könnte, während der Ich-Erzähler beim Verstehen etwas langsamer ist. Auch, wenn er selbstverständlich jünger ist, empfand ich dies persönlich ggfs. an einigen Stellen als zu unrealistisch. Je mehr der Ich-Erzähler erfährt, desto detaillierter wird durch die geschilderten Beschreibungen auch der Einblick, den die Lesenden in der gezeigten Falldarstellung über Kinderarmut erhalten.

Ansonsten sind die Charaktere sehr gut gezeichnet. Das betrifft nicht nur Nits und Micha, sondern auch seine jüngere Schwester Amy und die problematische Situation des Vaters. Die beiden Protagonisten lernt man im Fortgang der Ereignisse immer besser und tiefgründiger kennen und verstehen.

Großes Thema ist der soziale Kontext, in dem Jugendliche in Deutschland aufwachsen, und dass er förderlich - wie beim Ich-Erzähler - oder erschwerend ausfallen kann - wie dies beim zweiten Protagonisten der Fall ist. Gut fand ich, dass die Autorin einen Unterschied zwischen der sozialen Herkunft und zwischen dem Migrationshintergrund macht. So kommt der deutsche Micha in der Geschichte aus einer sozial schwächeren Familie mit alleinerziehendem, labilem Vater und finanziellen Sorgen, während der gutsituierte Nityananda (kurz Nits) einen indischen Migrationshintergrund mütterlicherseits aufweist. Auf diese Weise kann eine differenzierende, präzise Betrachtung von Jugendlichen in Deutschland gelingen, und es werden keine Personengruppen per Prinzip in Schubladen gesteckt. Rundum berührt das Geschehen der Geschichte diverse Facetten, ihre Ausprägung und Wirkung von Armut und klärt damit eingebunden in ein konkretes Fallbeispiel über ein nicht zu bekanntes Problem in Deutschland auf, von dem oft der Blick abgewendet wird.

Insgesamt ein eher behutsam geschriebenes Buch. Trotz des ernsten Themas ist es an einigen Stellen gekonnt und kreativ komisch geschrieben - was ideal für die Zielgruppe der jugendlichen Lesenden ist - und daher mitunter auch zum Vorlesen, z.B. in einer Schulklasse, geeignet. Das offene Ende hätte meiner Meinung nach noch etwas ausgeschmückter und definitiver ausfallen können.


Erschienen bei Gulliver

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Autorin / Autor: Margherita - Stand: 10. April 2024